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Hält man Benny Carters Album „Addition To Further Definitions” aus dem Jahr 1966 in den Händen, wird man nachdenklich: Drei der fünf beteiligten Saxophonisten sind in den letzten Monaten verstorben: Benny Carter, Teddy Edwards und nun auch Bill Perkins.
Mit „Perk“, der am 9. August im Alter von 79 Jahren im kalifornischen Sherman Oaks einem Krebsleiden erlegen ist, stirbt einer der letzten „Brothers“. Auch wenn heute fast nur noch Stan Getz im allgemeinen Bewusstsein verankert ist, gab es in den 50er-Jahren, vor allem an der amerikanischen Westküste, eine große Anzahl cooler, überwiegend weißer Tenoristen, die sich „Pres“ zum Vorbild nahmen. Besonders viele Tenoristen dieser modernen Young-Schule, darunter Al Cohn und Zoot Sims, wirkten in der einen oder anderen „herd“ Woody Hermans, wo man sie nach dem Stück „Four Brothers“ auch schlicht „Brothers“ nannte, fast so etwas wie ein Synonym für Tenoristen der Young-Schule. Bill Perkins, das kann man ohne Übertreibung sagen, war mit seinem wunderbar weichen Sound und relaxtem Spiel einer der bedeutendsten unter ihnen. Am 22. Juli 1924 kam Bill Perkins in San Francisco zur Welt und lebte bis zu seinem zehnten Lebensjahr in Chile. Erst im Alter von 24 Jahren entschied er sich, Musiker zu werden, und dies sollte auch nicht sein einziger Beruf sein. Klarinette spielte er schon im Alter von zwölf Jahren. Oboe, Flöte, Bassklarinette, Alt und Sopran kamen im Laufe seiner Karriere hinzu. Doch er war Sohn eines Ingenieurs. Und so studierte er nicht nur an der Universität Musik, sondern absolvierte an einer anderen noch ein komplettes technisches Studium, das ihn in den 60er-Jahren noch dazu befähigen sollte, als Tonmeister zu arbeiten und Patente für diverse elektronische Komponenten von Musikinstrumenten anzumelden. Doch zuvor wurde er ein wichtiger Vertreter des West Coast Jazz, ein wichtiger Weggefährte von Größen wie Shorty Rogers, Bud Shank sowie John Lewis, an dessen Seite er seine wohl berühmtesten Aufnahmen machte. In Big Bands berühmter Leader hat Bill Perkins sein tägliches Brot verdient und einen guten Ruf erworben. Insbesondere arbeitete Bill Perkins 1951 bis 1953 „natürlich“ bei Woody Herman, 1953 bis 1954 bei Stan Kenton, dann wieder kurz bei Herman und schließlich den Rest der 50er-Jahre wieder bei Stan Kenton. Der späte Perkins zeigt uns ein anderes Gesicht. Während ihn viele amerikanische TV-Gucker aus dem Orchester der „Tonight Show“ kannten, war aus dem ursprünglichen Lester-Young-Jünger ein modernerer Tenorist geworden, der seine Spielweise unter dem Eindruck Sonny Rollins’ und vor allem John Coltranes modifiziert hatte, was ihn zum Einzelgänger unter seinen Westküsten-Gefährten machte. Marcus A. Woelfle |
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