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Die Wenigsten bringen den allseits hochgelobten Trompeter mit Bayern in Verbindung. Dabei lehrt der „Kölsche Jung“ schon seit geraumer Zeit in Würzburg, hat also seinen beruflichen Lebensmittelpunkt in Unterfranken. Seit Sommer 2003 nun ist Hans Peter Salentin ordentlicher Professor für Jazztrompete, Combo und Bigband an der Hochschule für Musik Würzburg, wo er bereits vorher als Dozent tätig war.
Salentin beherrscht variantenreich verschiedenste Idiome seines Instruments, ist ein nahezu kompletter Trompeter, der im Modern Mainstream ebenso zu Hause ist wie in der maßvoll freien Improvisation oder einer stärker funky orientierten Spielweise. Überlegt und kultiviert setzt er auch den Dämpfer ein, erzeugt samtblaue Emotionen und elegante atmosphärische Schwingungen. Der makellose Techniker, umtriebige Jazzpädagoge und weitgereiste Vielspieler, hat einen breiten musikalischen Horizont. Neben seinen jazzbezogenen Aktivitäten reicht das Spektrum von der Mitwirkung bei Pop-Produktionen (Philipp Boa, Reinhard Fendrich, Purple Schulz) oder Fernsehserien (Der Fahnder), von Auftritten in der Hausband der Harald-Schmidt-Show, vom „Funky Salentin(e)“ bis zur reinen Lehre des Modern Mainstream. Salentin, der in etlichen Big-Bands mitwirkt und zahllose Workshops im In- und Ausland geleitet hat, konnte inzwischen sieben CDs unter eigenem Namen veröffentlichen. Seine beim AMA-Verlag erschienene Trompetenschule wurde jüngst mit dem deutschen Musikeditions-Preis 2003 in der Kategorie Schul- und Unterrichtsliteratur für Kinder ausgezeichnet. Dabei ist der 42-Jährige eher zufällig ans Lehren geraten. Jazzzeitung: Du bist kürzlich Professor geworden. Herzlichen Glückwunsch! Hättest du davon vor 20 Jahren geträumt? Hans Peter Salentin: Für die meisten Jazzmusiker ist Lehren ja eine sekundäre Sache. Die meisten Leute, mit denen ich studiert habe, spielen in Rundfunk-Bigbands. Bei mir lief und läuft es ja auch spielmäßig sehr gut. Irgendwann kam ein Workshop in Würzburg. Den hatte Leszek Zadlo initiiert. Ich hab diesen Workshop gemacht, im Jahr darauf wieder. Dann kam die Idee, da war ich schon 28, man könnte am Konservatorium einen Trompetendozenten gebrauchen. Ich habe damals zwar sehr viel gespielt, aber trotzdem gesagt, okay, warum nicht? Über die Jahre bin ich dann mehr und mehr ins Unterrichten reingerutscht. Ich habe es einfach von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Als spielender Musiker macht man sich ja über viele Sachen gar keine Gedanken, etwa darüber, dass unterschiedliche Typen unterschiedlichen Stoff brauchen. Da muss man sich auf dem Markt orientieren und herausfinden, was zu den einzelnen Leuten passt und was nicht. Ich habe mir dann auch mehr und mehr Gedanken übers Unterrichten gemacht. Jazzzeitung: Hast du da einen eigenen Ansatz? Hans Peter Salentin: Es gibt unheimlich viele verschiedene gute Ansätze. Es gibt dieses ganze große Berklee-System, das sich dann auch noch in einzelne Leute aufteilt wie etwa Bergonzi, der sehr gute Schulen gemacht hat, oder auch Hal Crook. Dann gibt es irre gute Einzelschulen in allen Instrumentengruppen, John Riley etwa hat tolle Schlagzeugschulen geschrieben. In dem Bereich liegt auch mein Plus: Ich bin überhaupt kein Fachidiot. Ich habe da einfach überall reingeguckt, reingestöbert, und das, was mich interessiert hat, das hab ich mir geholt. Jazzzeitung: Das hat dich dann animiert, eine eigene Schule zu schreiben. Salentin: Die Beschäftigung damit hat mich zunächst animiert, eine Improvisationsschule zu schreiben. Die ist fast fertig, liegt gerade beim Lektor. Ich habe sie gemäß meiner Unterrichtsweise konzipiert. Ich möchte keine Klone. Die Leute sollen selber bestimmen können, wohin sie gehen. Allerdings sage ich ihnen irgendwann einmal: Du musst dich jetzt mit einem Musiker beschäftigen, der völlig konträr ist zu dem, was du gerade machst. Wenn ich jemanden habe, der sich mit Chet Baker beschäftigt, dann drück ich ihm wahrscheinlich Enrico Rava rein. Ein Clark Terry Spieler müsste sich mit Randy Brecker beschäftigen. Da versuche ich, Pole zu schaffen. Aber im Allgemeinen sehe ich, wie sich der Einzelne entwickelt, zeige ihm Hilfestellungen und Übungen. Mit Inhalten füllen muss er die dann selbst. Jazzzeitung: Und die Schule für Einsteiger? Salentin: Mit Detlef Kessler vom AMA-Verlag hab ich vor zwanzig Jahren beim Grönemeyer zusammengespielt. Später hat er sich ins Verlaggeschäft reingearbeitet. Der hat mich angehauen, ob ich nicht Lust habe, eine Trompetenschule für Anfänger zu schreiben. Ich wollte allerdings kein starres Konzept verwirklichen oder die Sache auf irgendwelche Prüfungen ausrichten. Ich habe als Schüler damals den Spaß vermisst. Natürlich hat Spielen auch mit Arbeit und Wiederholen und all diesen Dingen zu tun, aber ich habe trotzdem überlegt, wie ich es schaffen kann, möglichst frühzeitig Spaß zu ermöglichen, sehr früh eine Spielsituation zu schaffen. Das ist schließlich das Wichtigste, das Spielen. Interview: Tobias Böcker Trompetenschule
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