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Geheimtipp ist das falsche Wort. Man kennt Till Martin inzwischen und hat ihn in verschiedenen Münchner Formationen als soliden Solisten erlebt. Doch die Reduktion auf die heimischen Bühnen wird ihm auf den zweiten Blick nicht gerecht. Denn Martin hat das Format, international in der Szene mitzumischen. Und das gleich mit mehreren Projekten. Die Juroren der Deutschen Schallplattenkritik fällten eine weise Entscheidung. Im Winter 2000 überreichten sie Till Martin ihren Vierteljahrespreis für das Album „Musik für Wohnzimmer“. Die begehrte Trophäe ging damit an einen jungen Saxophonisten aus Baierbrunn, der es in steter Arbeit an der eigenen Form geschafft hatte, sich künstlerisch von der Konkurrenz abzusetzen. Martin fiel auf, denn er brachte eine interpretatorische Gelassenheit und ausgewogene, vollklingende Tonbildung ins Spiel, die sonst nur bei wesentlich erfahreneren Kollegen zu erleben war. „Wichtig ist mir die Natürlichkeit“, gab er damals zu Protokoll und präzisierte: „Musik muss sich nicht erklären und formulieren lassen. Ich lerne etwas, verinnerliche das Wesentliche, vergesse es wieder. Doch bleibt etwas irgendwo drinnen, im Nervensystem hängen. Das kann eine Bereicherung sein, wenn ich es schaffe, die analytischen Erkenntnisse wirklich in die eigene Klangwelt zu integrieren“. Soweit, so schön. In der musikalischen Praxis bedeutete das für Martin, sich auf mehrere Projekte gleichzeitig zu konzentrieren. Das besagte und prämierte Quartett. Die um die italienische Sängerin Anna Lauvergnac erweiterte Quintett-Besetzung. Die Groove Messengers mit funky spaßkompatiblen Sounds. Und nicht zuletzt „amorphous“, ein jazzrockiger Versuchsballon mit Stilanleihen in den artrockigen Siebzigern und den drum’n’bassigen Neunzigern. Ursprünglich aus Sessions hervorgegangen, entwickelte sich die Band um Martin, den Keyboarder Jan Faszbender, den Bassgitarristen Florian Schmid und Bastian Jütte am Schlagzeug von den Spielwiese zur Plattenreife. „Coloured Blindness“ heißt das Debüt von „amorphous“ auf Martins eigenem Label Petit Paquet Records. Trocken und kraftvoll gemischt, kompakt arrangiert und voller Energie präsentiert sich die Band im nujazzigen Klangambiente. Das ist nicht neu, aber gut und hat alle Chancen zum Festival-Renner. Am Samstag, 15. November von 21.30 Uhr stellt das Quartett seine Show und CD im Pathos Transport Theater, Dachauerstraße 110d, den Münchner Jazzgrenzgängern vor. Das Konzert mündet in eine Party mit Compost-DJ Paul Beller, ein Grund mehr, sich den Abend nicht entgehen zu lassen. Ralf Dombrowski
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