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„Big Fun“ verspricht und hält das neue Album von Bill Evans. Ein Auszug der Musikergästeliste kann das belegen: Hiram Bullock, Randy Brecker, Les McCann, Ricky Peterson, Vinnie Colaiuta, Clifford Carter und Willie Nelson. Die Jazzzeitung sprach mit Bill Evans in München am Rande des Oktoberfestes. Oder mittendrin. Ganz wie man möchte. Jazzzeitung: Spaß ist das zentrale Thema von „Big Fun“. Können Sie sich den langjährigen Spaß erklären? Bill Evans: Natürlich. Das zu tun, was man liebt, trägt erheblich dazu bei, den Spaß aufrecht zu erhalten. Als Musiker hat man selten Motivationsprobleme, schließlich wächst man mit der Liebe zur Musik auf und ich spiele genau so gerne Saxophon wie mit zwölf Jahren. Man befindet sich konstant in einem kreativen Prozess zwischen Studio und Tournee, da passiert relativ wenig. Andere Menschen wechseln die Arbeitsplätze im Zehn-Jahres-Rhythmus. Das ist vielleicht der Grund, warum viele Musiker mit fast schon kindlicher Unbefangenheit an ihre Musik und ihr Spiel herantreten. Diese Art, Musik wie eine kindliche Schwärmerei zu konservieren, ist das Geheimnis, den Spaß zu erhalten. Jazzzeitung: Wenn Sie „Big Fun“ mit ihrem ersten Soloalbum „Living in the crest of a wave“ vergleichen, können Sie Ähnlichkeiten feststellen? Evans: Ich denke schon. Ich suche immer noch nach meinem Sound am Saxophon. Das war mit dem ersten Album so und wird wahrscheinlich ewig weitergehen. Dieses besondere Gefühl für Musik zu entwickeln, egal ob man Jazz oder Hip Hop spielt, ist eine ständige Suche das Bestmögliche zu finden.
Evans: Selbstverständlich. Mein Saxophon-Spiel ist eindeutig besser. Und heute weiss ich, wer ich bin. Als ich begann, war der einzige Musiker, mit dem ich spielte Miles Davis. Seitdem habe ich mit vielen Musikern zusammengearbeitet, die mich beeinflusst haben und letztendlich führte das dazu, dass ich nun ein äußerst selbstsicherer Musiker und Mensch bin. Jazzzeitung: Bei Ihren Alben scheint es den roten Faden zu geben, der aber nicht vom Saxophon gezogen wird, sondern vom Groove. Evans: Absolut. Es ist nicht auf jedem Album der gleiche Groove, aber die Tatsache, sich nach einem bestimmten Groove Element zu richten. Und dann ist da noch das Forschungselement im Saxophon-Spiel, nämlich viele Stilrichtungen zu vereinen ohne anmaßend zu wirken oder zu behaupten, das wäre das non plus ultra für diese Musikrichtung. Jazzzeitung: Der Handlungsstrang bei „Big Fun“ ist sehr rhythmus-orientiert. Evans: Notwendigerweise ja. Wobei es mehr um Atmosphäre geht. „Soul Insider“ und „Big Fun“ sind nicht vergleichbar, aber die Atmosphäre war die gleiche. Alle fühlten sich wohl, wir spielten die Songs live und jeder kam damit zurecht. Das größte Problem im Studio war, uns in den Griff zu bekommen und die Witze zu unterbinden, um die Songs aufzunehmen. Jazzzeitung: Ihre Gäste waren hochkarätig. Welchen Beitrag leisten sie zu den Songs? Evans: Einen ganz entscheidenden. Ich gebe ihnen die Grundstruktur grob vor. Jazzzeitung: Gegen Ende des Albums, scheint „Big Fun“ eine geheimnisvolle Stimmung zu entwickeln, beginnend mit „That’s that“ bis zum letzten Song „Street Corner Man“. Evans: Im Studio hatten wir wie gesagt eine Menge Spass, was man bei Songs wie „Big Fun“ deutlich hört. Andere Song wie „Real Heros“ verlangen dagegen eine gewisse Ernsthaftigkeit. „Real Heros“ war ein Take. Nach dem letzten Ton war es andächtig ruhig im Studio, mehr nach dem Motto „geschafft und erledigt“. Jazzzeitung: „Blues for Stanley“ ist ein Song mit traurigem Hintergrund. Evans: Leider ja. Eigentlich sollte der Song auf „Soul Insider“ sein und zusammen mit Stanley Turrentine aufgenommen werden. Wir hatten alles über Monate vorbereitet, um den Song aufzunehmen, als ich plötzlich erfuhr, dass Stanley gestorben ist. Ich habe den Song erstmal zur Seite gelegt. Für das neue Album „Big Fun“ wollte ich den Song als Hommage an Stanley aufnehmen und so entstand die Idee, dass Hiram Bullock den Teil, den Stanley mit dem Saxophon spielen sollte, zum Gitarrenteil umarbeitet. Schade, dass es nicht mehr geklappt hat. Er ist genauso wie Stanley und ich es geplant hatten. Manche Noten erinnern förmlich an Stanley. So hätte er das sicher gespielt und geliebt. Sven Ferchow Weitere Infos
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