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14 Jahre hat es gedauert, bis sich endlich der Rowohlt-Verlag zu einer überarbeiteten Neuausgabe des – trotz vieler Einwände! – unverzichtbaren „Jazz-Lexikon“ durchringen konnte. In der Zwischenzeit ist vieles passiert: HipHop-Künstler klauten sich die „Rare Grooves“ des „Blue Note“-Katalogs und Jazzdiven wie Diana Krall eroberten die Hitparade. Das „Jazz Thing“ war zum ganz großen Ding geworden. „Jazz“ gehört seit den frühen Neunzigern zum Lifestyle. Gewissermaßen gegen den Strom schwimmt weiterhin Martin Kunzler. Diana Krall hat er zwar gnädigerweise in seinen Jazzkanon aufgenommen, aber die anderen „Jazz Singer“ müssen weiterhin draußen bleiben: Bing Crosby, Frank Sinatra, Hoagy Carmichael, Peggy Lee, Lena Horne, Dinah Shore, Blossom Dearie oder Silje Nergaard. Und selbst für einen Swinger wie Sammy Davis Jr. bleiben nur wenige Zeilen übrig, weil er halt „im engeren Sinne“ kein Jazzsänger ist. Dass man die erwähnten Namen natürlich auch nicht in deutschen Pop-Lexika findet, versteht sich von selbst. Durch und durch puristisch ist also die Auswahl Martin Kunzlers. Und so begegnen wir in kompakten Porträts den üblichen Verdächtigen: von Armstrong bis Zawinul. Einige Grenzgänger des Jazz – zwischen Chanson, Klassik und Filmmusik – wie Michel Legrand, André Previn oder Lalo Schifrin freilich werden von Kunzler ebenfalls ausführlich gewürdigt. Insgesamt bleibt der merkwürdige Eindruck, dass das 21. Jahrhundert trotz aller – durchaus ekelhaften! – „Crossover“-Strategien der Plattenkonzerne die Zeit der „Fundamentalisten“ werden wird. Ob man damit Satchmo, dem Duke, Miles Davis oder auch John Zorn einen großen Gefallen tut, sei weiterhin dahingestellt. Viktor Rotthaler Buchtipp
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