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All diese stilübergreifenden Qualitäten waren beim Soloauftritt des Exil-Kubaners (Wohnsitz: Florida) im frisch renovierten Festsaal des „Bayerischen Hofs“ zu hören: Rubalcabas Improvisationen, die motivisch so verflochten und raffiniert harmonisiert sind, dass sie in den besten Momenten kompositorischen Charakter annehmen; Rubalcabas Anschlag, der grüblerisch verdüsterte Bassfiguren mit Akkorden kontrastiert, die dem Konzert-Flügel wie Wolken entweichen; der Impressionist Rubalcaba, der „Here’s That Rainy Day“ als ein luftig-zartes Traumgebilde interpretiert, das ebenso nach Debussy wie nach Bill Evans klingt. Auf das Solokonzert Rubalcabas, dem das Publikum wie in einer pianistischen Andacht lauschte, folgte einen Tag später der Auftritt von Eddie Palmieris „La Perfecta II“: Eine fröhliche Tanz-Party, bei dem die einen gekonnt Salsa tanzten während sich die anderen mit dem Gedanken trugen, eben das endlich mal zu lernen, weil Salsa sich eindeutig besser zum Tanzen als zum Lauschen eignet. Bluesig wurde es mit Robben Ford, dem vielleicht besten, mit Sicherheit aber elegantesten Blues-Stilisten auf der Gitarre. Was mit geringeren Saitenkünstlern eine Qual sein kann – nämlich einen ganzen, langen Abend nur Blues und nichts als Blues zu hören - wird mit Robben Ford zum Genuss. Mit dem technischen Vermögen und der Flüssigkeit des allseits versierten Multi-Stilisten, der im Jazz ebenso zu Hause ist wie über funky Memphis-Soul à la Booker T. and the MGs bis hin zu härteren Rockklängen - deklinierte Ford sämtliche Spielarten und Stilisten des Blues durch: Blues à la B. B. King oder Ray Charles („Loosing Hand“), Shuffle-Blues, Boogie-Blues, Blues-Rock bis hin zu bluesigem Funk und improvisatorisch weit ausholendem Jazz-Rock à la Mike Stern. Laptop-gespeiste Samples und Loops, in deren Groove sich die Band einklinken kann, gab es mit John Scofields Funk-Jazz-Projekt „Überjam“ (Verve) zu hören. Über den „Think Less – Groove More“-Sound von Avi Bortnicks lakonisch trockener Funk-Gitarre, das verschleppte Schlagzeug von Adam Deitsch und die Bass-Lines von Andy Hess, gab Scofield seine unnachahmliche Jazz-Rock-Gitarre zum Besten: Mit der nur ihm eigenen rockig bissigen und zugleich boppigen Phrasierung und dem angezerrt-anschwellenden Sound, den er förmlich „melkt“, präsentierte sich Scofield als der vielleicht einzige Musiker, der Jazz und Rock zu einer wirklichen Synthese zusammenführt. Claus Lochbihler |
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