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Am 5. November 1977 wurde das neue Domizil der IG Jazz Burghausen mit
einem Konzert des Rudi Fuesers Quintetts eröffnet. Damit hatte Burghausen
ein Clublokal, um das es seither oft beneidet wurde, selbst von den zahlreichen
Musikern aus aller Welt, unter ihnen viele Amerikaner, die nach den Festivalkonzerten
dort noch stundenlang bei Sessions spielten und die ohne Ausnahme begeistert
waren von der Atmosphäre der Räume und dem Enthusiasmus des
Publikums. Den Hunderten von Bands, die seit 25 Jahren in Veranstaltungen
der IG Jazz im Mautnerschloss spielten, ging es genauso. Nicht vergessen
seien auch die vielen Abschlusskonzerte der großen Jazzkurse (drei
pro Jahr), die mit durchschnittlich 75 Teilnehmern und jeweils mindestens
14 Bands immer 5 bis 6 Stunden dauerten und bei den Teilnehmern aus allen
Teilen Deutschlands und aus dem Ausland (vor allem aus Österreich
und der Schweiz) immer als der Höhepunkt galten.
Damit alles funktioniert, bedarf es noch einiger „guter Geister“. Hubert und Gertrud Kinder haben als Hausmeisterehepaar das Haus „in Schuss“ gehalten. Ihre Schwiegertochter Frieda Kinder hat 1995 diese Aufgabe übernommen und bewältigt sie mit der gleichen Sorgfalt, bei den großen Kursen unterstützt durch ihren Ehemann Thomas. Und Heinz und Monika „Goldi“ Romeder bewirtschaften seit Anfang an den Jazzkeller – auch dies ein Glücksfall. Heinz (63) und Goldi (59) sind Burghauser und seit 1963 verheiratet. Vor allem ihre beiden Söhne, Andreas und Stefan, arbeiten sehr engagiert im Jazzclub mit, die Tochter Petra dann, wenn sie in Burghausen ist. Musikalisch befasste sich Goldi (gelernte Hotelfachfrau) vor der Ehe mehr mit klassischer Musik, während Heinz während seiner Ausbildung zum Gastronom in München (1955 bis 1960) schon mit dem Jazz in Berührung gekommen war. Ab 1963 bewirtschafteten beide in Burghausen das damals neu eröffnete Burghotel, das bald einen sehr guten Ruf besaß. Die Jazzmusiker, die dort ab 1970 (1. Jazz-Woche) wohnten, schätzten Atmosphäre und Küche des Hauses sehr und äußerten oft den Wunsch, beim nächsten Gastspiel wieder dort untergebracht zu werden. Kein Wunder also, dass die IG Jazz 1977 dem Burghotel die Bewirtschaftung des neuen Jazzkellers anbot. Die Romeders sagten zu und blieben auch nach 1985, als das Burghotel verkauft wurde. Viel Idealismus und Liebe zum Jazz sind Voraussetzung für eine solche Arbeit, denn die Umsätze lassen sich nicht mit denen eines „normalen“ Lokals vergleichen. Trotzdem haben die beiden immer weitergemacht und inzwischen sicher einen bayerischen, wenn nicht gar einen deutschen Rekord aufgestellt in der Bewirtschaftung eines Jazzkellers. Besondere Erinnerungen gibt es viele, so etwa an den 18. April 1978, als Lionel Hampton um ein Uhr nachts unbedingt noch einen Karpfen essen wollte, den er natürlich bekam, worauf er dann ab zwei Uhr früh noch Schlagzeug spielte, oder an den 19. März 1978, als Dizzy Gillespie spontan mit Küchenschürze Spüldienst und Bierverkauf übernahm. Sehr bemerkenswert und für Burghausen ein hohes Lob ist auch, dass es während der 25 Jahre keine nennenswerte Einwände gegen Musik zur Nachtzeit im Jazzkeller gab. Joe Viera |
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