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Jazzzeitung
2002/12-2003/01 ::: seite 24
jazz heute
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Reiche Langschläfer
Ein Leserbrief zum Thema Club-Öffnungszeiten
Mehr als zehn Jahre Jazzzeitung von Hans Ruhland liegt im Keller schön
geordnet... na ja, ob ich das nochmal anschaue steht in den Sternen. Das
neue Format war zuerst sehr gewöhnungsbedürftig aber inzwischen
muss ich sagen, der Inhalt ist so viel breiter und auch wirklich interessant
gestaltet, dass ich mich jeden Monat auf die Zeitung freue, die einzige
Zeitung in meinem langen (70-jährigen) Leben, die ich je abonniert
habe. Nun gebe ich sie an einen jungen Musiker im Haus weiter und mache
für die Zukunft Werbung. Derzeit spielt er noch Pop und ist für
richtige Musik (Coltrane) sicher noch nicht reif genug, aber das kann
ja noch kommen. In der letzten Ausgabe hat mich besonders der Artikel
über Dietrich Schulz-Köhn interessiert. Den Namen kannte ich
wohl aus längst vergangener Zeit, wusste aber nicht recht etwas damit
anzufangen. Im Krieg war ich noch zu jung und hinterher hat wohl Ernst
Berendt ihm etwas den Rang abgelaufen mit seinen vielen Büchern,
die alle bei mir stehen und den Einstieg erleichtert haben, als es noch
keine Bücher in Englisch hier zu kaufen gab und unsere Fähigkeit,
diese zu verstehen noch lange nicht ausgereicht hat. (Das Juwel meiner
Büchersammlung ist eine Originalausgabe: The Encyclopedia of Jazz
by Leonard Feather von 1955.) Ein Thema beschäftigt mich immer wieder
und das möchte ich bei dieser Gelegenheit mal ansprechen. Die Clubs
haben Probleme, besonders finanzieller Art. Geld regiert die Welt und
nun frage ich mich, wer kann tagsüber schuften, um die Familie zu
ernähren und dann bis spät in die Nacht in den Club gehen. Das
bleibt dann für die reichen Langschläfer, denn wenn das Program
erst um 21 Uhr angesetzt ist und dann eventuell erst kurz vor 21.30 beginnt,
hat man schon eine Stunde vor seinem ersten Bier gesessen und den Qualm
inhaliert. Es geht doch darum, die Jugend an die Musik heranzuführen,
und dann könnte doch von 18 bis 20 Uhr ein Vorprogramm laufen, zu
dem auch die Werktätigen kommen würden. Hier sollte man neue
Wege ausprobieren, sonst bleibt der Jazz die Musik einer gealterten Minderheit.
Guenter Baer, via E-Mail
Dazu gewonnen
Gerne habe ich Ihre Aufforderung in der November-Ausgabe zu Kritik und
Lob „unserer“ Jazzzeitung aufgegriffen, trifft sie doch auf
den Zufall, dass mir gerade ein Exemplar im alten Format in die Hände
fällt.
Und gerade in diesem direkten Vergleich geht mein Votum ganz klar zum
alten Format. So sehr unsere Jazzzeitung inhaltlich erheblich dazugewonnen
hat, so wenig lädt das große, eigentlich unhandliche Format
zum wiederholten Schmökern ein. Gerne lese ich dort nochmals über
die Breckerbrothers, schwärme von den „Women in Jazz“
oder erlebe nochmals Paulchen Kuhns Pianospiel auf einem Bösendorfer
im Birdland...
Trotzdem werde ich „unserer“ Jazz-Zeitung weiter die Treue
halten, es gibt eben inhaltlich keine Bessere!
In diesem Sinne weiterhin viel Erfolg wünscht Ihr
Rainer Beckmann
Bedenken
Die Idee, die Jazzzeitung auch in Zeitungsform herauszugeben, ist natürlich
schon interessant. Unsere Bedenken, die wir von Anfang an hatten, haben
sich doch als richtig gezeigt.
• Eine Zeitung, die einen ganzen Monat lang immer wieder benützt
wird, landet eben doch irgendwo auf dem Altpapierstapel. Das Zeitschriftenformat
ist hier doch angenehmer.
• Wir haben früher die „Zeitschrift“ in der Praxis
meiner Frau zur Lektüre ausgelegt und es gab eine kleine Fangemeinde.
Die Zeitung überlebt selten mehr als 2 Tage, so dass wir dies jetzt
nicht mehr machen.
• Umfang und Inhalt haben sich ja sehr positiv entwickelt. Der Terminkalender
(ja das Zweitwichtigste an Zeitungen dieser Art) könnte aber etwas
übersichtlicher sein.
Hans Schied, Ursula Bernhofer-Schied,
Eichenau
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