Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Milt „Bags“ Jackson, der erste Vibraphonist des modernen Jazz, verwandelte das Vibraphon zu einem warm klingenden Melodie-Instrument, dem er betörend fließende Melodielinien entlockte. Das wiederum hängt damit zusammen, dass er ursprünglich Gospel-Sänger war. Sein Ideal war nicht das des Schlagzeugs oder des Xylophons, sondern das der Stimme. Durch „Bags“ gelungenen Versuch, seine Erfahrungen als Sänger auf das Instrument zu übertragen, wurde der Vibraphonsound menschlich und verlor seine mechanische Starrheit. Mit der Verlangsamung der Oszillator-Geschwindigkeit auf drei Umdrehungen pro Sekunde (etwa ein Drittel der Geschwindigkeit Hamptons) erzeugte er ein langsames Vibrato und erfand damit den Sound des Instrumentes neu. Im Laufe der Jahre beherrschte „Bags“ sogar die Kunst, die Geschwindigkeit des Vibratos während des Spielens zu variieren. Beim Label Zyx erscheint in diesen Tagen „Milt Jackson 80th Birthday Celebration“, ein auf drei CDs angelegter Querschnitt durch seine Prestige-, Riverside- und Pablo-Aufnahmen, der sich als Einführung in sein Schaffen eignet. Milt Jackson verfügte über Drive und Soul, seine perlenden Läufe strömten mit der natürlichen Eleganz eines schillernden Wasserfalls. Dabei waren untrügliches, urtümliches Blues-Feeling und kammermusikalische Raffinesse kein Widerspruch. Im Modern Jazz Quartet kontrastierte er mit ausladender Eloquenz zum sparsamen Spiel des Pianisten und Komponisten John Lewis. Da entstanden Klänge, die eine Brücke zurückschlugen zur Ära Bachs, ohne die Herkunft aus dem Bebop zu verleugnen. Marcus A. Woelfle |
|