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Die einzelnen Nummern aus den zwei Konzertprogrammen mit Keith Jarrett (p), Gary Peacock (b) und Jack DeJohnette (d) sind schon länger auf CD erhältlich, dank der beiden DVDs werden jetzt aber diese speziellen Aufführungen aus den Jahren 1985 und 1986 in Tokio zu einem kompakten Hör- und durchaus anregenden Seherlebnis. Trotzdem stellt die Veröffentlichung kritische Jazzfans vor ein echtes Problem: Die Möglichkeiten des DVD-Formats werden in keiner Weise ausgeschöpft. Alles, was die Käufer geliefert bekommen, ist ein Konzertmitschnitt, wie sie ihn auch im Fernsehen zu sehen bekommen könnten. Einziges „Extra“ auf beiden CDs ist ein simples Quiz, über das man mit einigem Wissen (oder Klicken) nach drei Fragen den Bonustrack aktivieren kann. Wenn man schon zwei DVDs mit „Standards“ herausgibt, wäre das Mindeste was man jenseits der Namen der Musiker zu erfahren erwartet, die Komponisten der einzelnen Nummern. – Auf einer CD würden die Liner Notes ohne die entsprechenden Informationen als Zumutung gewertet werden. Bei der immerhin um die 20 Euro teuren DVD-Ausgabe scheint man der Auffassung zu sein, die Käufer könnten auf das bisschen Hintergrundwissen verzichten. An Interviews, Biografien oder Diskografien wagt man da kaum noch zu denken... Vom Sound her wird bei der europäischen Version nur Dolby Digital Stereo geboten, glaubt man den Angaben des amerikanischen Vertriebs, darf man sich zumindest bei der „Standards“-DVD dort an 5.1 Dolby Digital Surround Sound erfreuen. Neben den ausgezeichneten musikalischen Darbietungen der Musiker – von denen man auch nichts anderes erwartet – ist es dem japanischen Regisseur Kaname Kawachi, der beide Aufnahmen bildtechnisch dirigiert hat, zu verdanken, dass die Produktionen trotzdem zu begeistern verstehen. Angenehm zurückhaltend in der Ausleuchtung, unaufgeregt aber trotzdem abwechslungsreich im Bildwechsel, aufgepeppt durch Überblendtechniken, wird die Aufnahme dem künstlerischen Stil Keith Jarretts gerecht. Auch wenn die sein Spiel begleitende Stimmakrobatik nicht jedermanns Sache ist, werden Keith Jarrett Fans viel Spaß daran haben, den Ausnahmemusiker in voller Action zu erleben. Wenn es ihn nicht mehr auf seinem Klavierhocker hält, er die Schultern kreisen lässt, um dann doch strahlend beispielsweise in „Stella By Starlight“ Jack DeJohnette für ein fulminantes Solo die Bühne zu überlassen, bleibt nichts als den Hut vor der meisterhaften Kommunikation zwischen den Musikern zu ziehen. Dem Promo-Text des deutschen Vetriebs war Keiths Jarretts Satz „Wir verdienen keine Musik mehr. Wir werden sie schon kaputtkriegen...“ nachgestellt. Angesichts der traurigen Ausstattung der DVD hatte dieses Zitat schon wieder eine unfreiwillig ironische Note. Sylke Merbold
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