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Der Blick vom relativ kleinen Büro auf den Hafen der Hansestadt Wismar und weiter auf die Ostsee hat für Jürgen Czisch eine Zukunftsperspektive. Seine Firma NRW Jazz & Vertrieb residiert im modernen Gebäude des Technologie- und Forschungszentrums (TFZ), das der französische Architekt Jean Nouvel entworfen und für Jürgen Czisch symbolische Bedeutung auch für die Musikbranche hat.
Er selbst hat eine klassische Ausbildung am Klavier und während seiner Studienzeit in Bands des Avantgarde Jazz gespielt. Im Jahr 1996 startete er in Essen das NRW (=Nordrhein-Westfalen) Projekt, um eben für (improvisierte und komponierte) zeitgenössische Musik ein solides, nicht-kommerzielles Publikationsforum zu schaffen. Er etablierte die Firma NRW, indem er in Personalunion als Produzent, Musikverleger, Manager des Plattenlabels und Vertriebs sowie als Konzertagent ein Netzwerk mit internationalen Kontakten aufbaute. Im August 2004 zog er nach Wismar, weil er sich in dieser strukturschwachen Region bessere Bedingungen für seine Ambitionen erhoffte. Den Ortswechsel hat Jürgen Czisch nicht bereut, denn er konnte wegen guter Geschäftsentwicklung die arbeitslose Kauffrau Susann Hamza als Vertriebsleiterin einstellen. Die Audio-Produktion findet allerdings noch auf dem Gelände des UNESCO Weltkulturerbes Zeche Zollverein Essen statt. Trotz der Krisen und Pleiten im Musikbetrieb hat sich sein Prinzip der Kontinuität und Stabilität bisher bewährt. Im NRW Vertrieb sind unterschiedliche Sparten präsent, alle jedoch strikt an hohem künstlerischen Niveau orientiert. Die Sektoren sind „World Music“ mit dem gesamten Backkatalog der französischen Gruppe Bratsch, „Pop“ mit der russisch-deutschen Folk-Rap Band Taiga 8, „Experimental“ mit Projekten wie Neue Flötentöne, „Klassik“ mit dem Klavierwerk von Jenö Takacz und „Kabarett“ mit Volker Pispers. Weiterhin gibt es einen MV Verlag für Film- und cineastische Musik. Der Bereich „Jazz“ hat fünf Facetten: Das eigene Label NRW Jazz veröffentlicht Alben mit der WDR Big Band und fördert Talente wie die Sängerin Ulita Knaus und die Saxophonistin Sandra Weckert, die sich stilistisch in den Grenzen einer moderaten Moderne bewegen. Ähnlich ist auch das Profil von Schoener Hören, ein Label, das der Saxophonist und (Film-) Komponist (Tatort „Todesangst“) Jonas Schoen aus Berlin bei NRW im Vertrieb hat. Außer eigenen Produktionen werden auch junge Kollegen wie Dirk
Meissner vorgestellt. Manchmal wird das Spektrum durch einen Tipp erweitert,
und zwar als ein Vertreter auf CDs des portugiesischen Unternehmens „clean
food“ aufmerksam wurde, die er bei einem Händler kennen lernte.
Sowohl das clean-food-Repertoire von US-amerikanischen Musikern der Knitting
Factory und portugiesischen Avantgardisten als auch die klare Linie beim
Verpackungsdesign waren entscheidende Kriterien, die CDs in den Vertrieb
zu nehmen. Das Artist Own Label unterscheidet sich von den genannten Kooperationen dadurch, dass die Musiker für die Gesamtproduktion ihrer CDs selbst verantwortlich sind. Hier bietet NRW eine Vertriebspartnerschaft und Beratung an, die es vor allem Jazzern aus Deutschland erlaubt, autonom ihre Konzepte zu verwirklichen. Programmatisch nennt der Gitarrist Andreas Wahl sein Album „Experimental Band“, auf dem in der Besetzung Alto- und Tenorsax, Bass und Schlagzeug vibrierender Funky Rock Jazz mit melodischen Riffmotiven und expressiven Improvisationen elastisch gestaltet wird. Die Zukunft für seine Firma hat Jürgen Czisch schon geplant, denn die Abteilung MV-NRW soll eine Austauschplattform für Ost-West-Projekte werden und der Musikexport-Nord soll als Konzert- und Veranstaltungsagentur die Regionen um Mecklenburg-Vorpommern mit neuen Musikangeboten versorgen. Hans-Dieter Grünefeld
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