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Durch Abbey Lincoln verlor die Muse Erato (Sachwalterin von Liebes-Lied und -Leid) den Alleinvertretungsanspruch für Jazzgesang. Polyhymnia (die sinnierende Muse des ernsten Gesanges mit Instrumentalbegleitung) hielt ihren Einzug. Als politisch bewusste Schwarze mit kritischem Repertoire ließ Abbey Lincoln spätestens 1960 aufhorchen, mit einer Suite: „We Insist! Freedom Now.“ lautete die eindringliche Botschaft, die sie mit ihrem Ex-Mann, dem großen Schlagzeuger Max Roach formulierte. Da wurde gebetet (Prayer), geschrien (Protest) und tief durchgeatmet (Peace). Die Schläge des Sklavenantreibers konnte man nicht nur hören, man spürte sie. Wer die vergleichsweise verschlüsselte Proklamation der „Freedom Suite“ des Sonny Rollins noch nicht vernommen hatte, musste nun Stellung beziehen. Auch heute noch stellt die Sängerin, die unlängst 75 Jahre alt wurde, mit ihrer an Billie Holiday geschulten Interpretationskunst ehrliches Erleben vor Entertainment. Untenstehende Interviewpassage entstand kurz vor ihrem 65. Geburtstag. Marcus Woelfle: Zwischen Ihnen und dem Tenorsaxophon
scheint eine besondere Affinität zu bestehen, ähnlich bei Billie
Holiday und Lester Young. Sie haben mit die größten zu ihren
Platten herangezogen: Sonny Rollins, Benny Golson, Coleman Hawkins, Stan
Getz… Woelfle: Mit ihm haben Sie doch nie aufgenommen; haben
Sie mit ihm musiziert? Woelfle: Gab es denn da keine Möglichkeit zu weiterer
Zusammenarbeit? Woelfle: Ich halte „Straight Ahead“ mit
den dramatischen Beiträgen von Coleman Hawkins für eines Ihrer
besten Alben der 60er-Jahre. Woelfle: Warum? Woelfle: Das war ein wichtiger Schritt; nur Billie
Holiday hatte Ähnliches gewagt. Kannten Sie sie persönlich? Marcus A. Woelfle |
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