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Die Musikstadt Köln gehört sicherlich zu den Städten in Deutschland mit der längsten Tradition seit 1945, mit vielen großartigen Beiträgen zur Entwicklung dieser Musik und auch heute mit einer Musikergemeinde, die von ihrem Umfang und ihrer Qualität in Deutschland ihresgleichen sucht. Aber ein dauerhaftes Festival, das irgendwann einmal sein 10. oder 20. Jubiläum feiern kann, das hat die Domstadt allerdings bisher nicht zustande gebracht. Nach einigen neuen Versuchen startete nun die Initiative Kölner Jazz Haus (Trägerin des Stadtgarten) zusammen mit dem WDR mit jazz.cologne einen neuen Versuch, den man, um es vorweg zu nehmen, als gelungen bezeichnen kann. Der Zeitpunkt ist geschickt gewählt, Anfang Juli, wenn auch in die Schulferien hinein, aber dennoch geprägt von einer sommerlichen und entspannten Atmosphäre und vor allem frei von der Konkurrenz, die sich nun schon zum zweiten Mal Ende des Monats Juni die Düsseldorfer Jazz Rally und das Traumzeit Festival in Duisburg gegenseitig machen, als sei die rheinische Szene beliebig vergrößerbar. Fazit: Schon allein an der großen Zuschauerresonanz gemessen besteht offenbar ein dringender Bedarf für ein Kölner Festival. Viele alte Bekannte aus den großen Stadtgarten-Tagen waren zu erleben, John Scofield, Brad Shepik, Brian Blade, Dino Saluzzi und vor allem Dave Holland, die allerdings in diesen Formationen selten oder noch gar nicht in Köln zu Gast waren. So ist vor allem die Dave Holland Big Band zu erwähnen oder die John Scofield mit Chris Potter. Und zum Abschluss mit Amos Lee ein Ausflug in verwandte Pop-Bereiche, bei großen Festivals ein etablierter und offenbar unvermeidlicher Trend, der auch immer wieder seine musikalischen Reize hat. Die eigene Szene ist im Kölner Geschehen der letzten 20 Jahre immer wichtig und präsent gewesen, wobei sich in diesem Jahr ein deutlicher Generationswechsel abzeichnete. Mit Markus Stockhausen war die Gründergeneration der Jazz-Haus-Bewegung präsent, aber Namen wie Matthias Schriefl, Trompete, Soul Jazz Department von Felix Heydemann und mit Oliver Leicht, das Florian Ross Trio, das Frank Sackenheim Trio und vor allem das Niels Klein Tentett repräsentieren eine neue Szene in Westeuropa, die längst dabei ist, ihre Fühler über die eigenen Grenzen auszustrecken. Besonders bemerkenswert ist dabei das Tentett des Förderpreisträgers NRW Niels Klein, das versucht, neue Ideen durch die Summe kleiner Ensembles unter einem gemeinsamen Dach zu entwickeln. Der WDR begleitet dieses Ensemble in diesem Jahr über mehrere Stationen, vom Jazzfreund im Hörfunk mehrfach nachzuerleben. Überhaupt war der WDR ein wesentlicher Partner für die Realisierung des Festivals. Auch die WDR Big Band leistete ihren Beitrag, wobei der Dirigent Michael Abene einmal völlig unbehindert durch thematische Eingrenzungen seine musikalische Konzeption einer modernen Big Band präsentieren konnte. Nach den Vorstellungen der Veranstalter soll es keine Eintagsfliege gewesen sein. Gesucht werden Sponsoren, die dies möglich machen, die gerade in Köln den Jazz normalerweise nicht im Zentrum ihres Interesses haben, ganz im Gegenteil zu den Jazz-Großereignissen den Rhein herauf und herab. Vielleicht liegt es an dem außergewöhnlich reichen Kulturangebot der Kulturmetropole am Rhein. Die Reichhaltigkeit und Qualität der Jazzszene sollten allerdings Grund genug sein, sich dieser Musik mehr als bisher anzunehmen, auch als einer Art Botschafter der kulturellen Vorzüge der Stadt, die reichlich vorhanden sind. Hans-Jürgen von Osterhausen |
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