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Jazz ist der Lehrer. Manche lehrt er Skalen, einige bitonale Tonsysteme, aber jeder kann von ihm vor allem eines lernen: Offenheit den Stilen, Techniken und Kulturen gegenüber. So auch im Rahmen der jüngsten Ausgabe der Reihe „Jazz is the teacher“ des Jazzclub Regensburg, die im Oktober zum bereits siebten Mal über die Bühne ging. Fernab jeder Schulbankstimmung wird hier regelmäßig der originär elektronische Drum’n’Bass mit seiner scheinbar unfreiwilligen Steigbügelhilfe, dem Jazz, zusammengebracht. Einer der prominentesten Aufklärer der Szene ist immer noch der
Regensburger Schlagzeuger Gerwin Eisenhauer, der schon mit seinem Projekt
Boomclack mühelos die analoge Jazztradition mit einer digitalen musikalischen
Zukunftsvision zusammengebracht hat. Mit seinem aktuellen Trio 11 –
mit Walter Lang am Piano und dem Münchner Bassisten Sven Faller –
geht er einen Schritt weiter und erweitert seinen Steckenpferdsound zum
Drum’n’Bass’n’Piano. Gleichzeitig reduziert das
Trio die Möglichkeiten auf die „natürlichen“ Gegebenheiten
ihrer Instrumente, lediglich einige sphärische Samples aus Fallers
Notebook liegen unter dem Klangteppich aus Bass, Schlagzeug und Klavier.
Nichts ist zu viel, nichts überladen, und doch fehlt nichts –
wohldosiert spielt sich die Band mit Aphex Twins „Flim“ ein.
Der Ton, den Gerwin Eisenhauer an seinem Schlagwerk an den Tag legt, ist
unglaublich akkurat und treffsicher, präzise und schnarrend klingt
die Snare, ohne jedoch klinisch zu wirken, und gleichzeitig lyrisch und
voller Zwischentöne. Sven Faller unterlegt all das mit sanften, wummernden Tönen, bizarr wirkt sein mittelalterlicher Kontrabass neben seinem bläulich leuchtenden Laptop und den Turntables, die bereits für das nachfolgende Set der Regensburger Drum’n’Bass-Crew Bassline Paranoia an seiner Seite aufgebaut sind. Als der Unterricht vorbei ist und das Praktikum in Form des klassischen DJ-Sets ansteht, bleibt neben der tiefen Verneigung des Publikums vor der Qualität der Musik vor allem eines: die ganz subtile Freude, dass der erhobene Zeigefinger so gänzlich fehlte. Sebastian Klug |
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