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Er ist ein Hansdampf in vielen Gassen! Ein gelber Vogel, Tausendsassa und jetzt auch noch Hauskomponist für Douglas Adams. Da dieser nun leider verschieden ist, kann er die intergalaktischen Musikreisen „eines Bayern in Hamburg“ von woanders her mit verfolgen. „Jazz for Starships“ nennt Altsaxophonist Dirk Meissner sein erstes planetarisches Abenteuer. Fast vollständig selbst programmiert, eingespielt und produziert, holte sich der 34-Jährige nur für wenige Stücke Unterstützung von befreundeten Kollegen. Auch wenn sich beim Hamburger Abendblatt kein Aas für das eigenwillig-schöne Konzeptalbum interessiert, andere Kritiker liegen Meissner zu Füßen. „Musik der Zukunft, mitten im Heute“, erkennt einer und bei jazzdimensions.de gibt man sich vorausschauend weise: „Wenn das ein Ausblick auf den Jazz der Zukunft ist, dann darf man auf diese Zukunft sehr gespannt sein“. Was bewegt Journalisten zu derartig ironischem Pathos: „Er ist der einsame Pilot, der einsam am Alto-Sax ausharrt, während die Kälte im Weltraum ihn mit blubbernden Samples und mechanischen HiHop Elektrobeats bedrängt?“ Auf einen (allzu) simplen Nenner reduziert: „Futuristischer Jazz“. Mehr kommt heraus, wenn man Meissner – der außer in diversen Bands zu blasen, für Film, Theater und anderes komponiert, arrangiert, für Bands arbeitet, viel Fußball spielt und auch noch für Fachblätter journalistisch tätig ist – selbst zu Wort kommen lässt. „Schon vor Jahren habe ich mit ,Weltraumjazz‘ angefangen, musste aber warten, bis ich mir das Equipment angespart hatte um solche Musik zu machen. Für Computersounds ist der ,Klang‘ ja wirklich alles, (…) damit der Mollakkord als Computerklang interessant wird, muss man da schon ganz schön lang rumschrauben.“ Die Gründe, die den Komponisten und Soundtüftler bewegen, einsam an Akkorden herum zu schrauben, sind metaphysischer Natur und spiegeln in irritierender Weise die Stellung des Musikers in der Gesellschaft wider. Den Weltraum sieht Meissner zunächst als Ort, „wo noch alles offen und unerforscht ist“. Ausgehend von den „unendlichen Weiten“, die uns Raumschiff Enterprise und Star Trek zuverlässig jahrelang ins Wohnzimmer gebeamt haben, fühlt er sich besonders herausgefordert durch „die Weite und die Langsamkeit, diese unfassbaren Entfernungen und das Neuland, was man entdecken kann“. Musikalisch hat ihn noch ein weiterer wichtiger Aspekt gereizt, (fast) alles selbst für das Album zu machen: „Die Auseinandersetzung zwischen Mensch und Maschine.“ Meissner hat bei der Produktion von „Jazz for Starships“ bewusst auf Effekte beim Saxophon verzichtet. Wie eine Raumkapsel bei Stanislav Lem bewegt er sich scheinbar in Zeitlupe zwischen den elektronischen Grooves, loops und coolen bis skurrilen sounds, die auch schon mal an eine Dampflokomotive erinnern. Was dem elektronisch-futuristischen Klangambiente gänzlich abgeht, ist die optimistische Zukunftsgläubigkeit, die der kurzzeitigen Space-Mode der 60er zu eigen war. Mit den trendigen, balladesken Klängen seiner (T)Raumreise möchte Meissner ein „großes Publikum erreichen“. Mahnend richtet er den geweiteten Weltraumblick zunächst ins eigene Lager: „Das Problem bei Jazzkonzerten ist oft, dass da schlecht angezogene Musiker grimmig und frustriert rumhängen und versuchen, möglichst ausgefuchste Skalen über ständig wechselnde Akkorde unterzubringen.“ „Das“, beschreibt er eigene Erfahrungen, die er mit Bands wie „Laffenau“, „Das Gelbe“ und dem Landes-Jugendjazzorchester in Bayern und später mit der HipHop-Formation „Das Kombinat“ und dem „Blaswerk“ versucht hat zu vermeiden, „langweilt interessierte Laien.“ Zuhörer – nicht nur in Bayern – sind „schon glücklich, wenn sie mal eine schöne Melodie hören und Solos nicht dauernd aus 32tel-Ketten bestehen.“ Ketzerische Ansichten, zumindest fürs „Fachpublikum“, das allerdings oft genug an Klischees und Strukturen vergangener Epochen klebt. Michael Scheiner
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