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„Wir haben Ihre Produktion sorgfältig angehört und finden das Material hochinteressant. Leider haben wir für die nächsten fünf Jahre unser Budget schon verteilt, wir würden uns aber freuen, dann wieder mit Ihnen in Kontakt zu treten“, oder: „Wir müssen Ihnen für Ihr eingesandtes Material ein großes Kompliment aussprechen, aber leider passt Ihr Beitrag rein stilistisch zur Zeit nicht in unser Programm-Konzept“, oder ebenso plump wie pseudo-kumpelmäßig: „Ich kann leider Deine Kassette nicht mehr finden, schick mir doch einfach nochmal eine!“. Genau so oder so ähnlich klingen die Pauschalabsagen renommierter Plattenfirmen, welche Musiker und Komponisten zur Weißglut bringen können. Und das ist im Jazz nicht anders, als im Bereich des Klassik-, Pop- oder Rock-Sektors. „Ich war auch einer von denen, die sich über die Standardabsagen der großen Plattenfirmen aufgeregt haben. Das war für mich auch ein wesentlicher Beweggrund, ein eigenes Label ins Leben zu rufen“. Das erklärte der in München lebende Kontrabassist, Komponist, Arrangeur und Label-Inhaber Thomas Stabenow vor kurzem im Gespräch mit der Jazzzeitung. Seit 1986 existiert seine Ein-Mann-Plattenfirma mit dem Namen „Bassic Sound“ nun schon und das bietet Grund genug für eine kleine Bestandsaufnahme. Nach den üblichen Absagen presste der 1952 in Stuttgart geborene Musiker damals als frisch gebackener Jazzpreis-Träger des Landes Baden-Württemberg seine erste LP selbst. Diese trug den Titel „Chutney“ und ist ebenso wie die zusammen mit Roman Schwaller und Mel Lewis eingespielte zweite LP „Live In Vienna“ vergriffen. Bis heute produzierte Stabenow insgesamt 3 LPs und 24 CDs auf denen neben dem Saxophonisten Roman Schwaller und dem Schlagzeuger Mel Lewis noch etliche bekannte Namen zu finden sind. Wolfgang Haffner, Helmut Kagerer, Lee Konitz, Kenny Wheeler oder Frank Foster sind nur einige Beispiele unter den über 50 Musikern, die sich quer durch die Stilrichtungen auf „Bassic Sound“-Produktionen bisher verewigten. Zusammengearbeitet hat Stabenow mit wesentlich mehr Musikern, darunter auch solche Weltgrößen wie Stan Getz, Chaka Khan, Al Jarreau, Charlie Mariano oder Dianne Reeves. Allerdings sind Aufnahmen aus dieser Zusammenarbeit bei anderen, zum Teil sehr bekannten Labels erschienen. So verwundert es nicht, dass der Kontrabassist, der sein Handwerk von 1975 bis 1980 an der Stuttgarter Musikhochschule erlernte, sein eigenes Label doch eher als Hobby sieht. Das bestätigt auch die Tatsache, dass er bisher auf seinen 27 eigenen Produktionen – mit einer Ausnahme – immer auch selbst zu hören ist, was der quantitativen Ausuferung des Produzierten natürlich automatisch vorbeugt. „Ich habe durch die Produktionen meines Labels praktisch nichts verdient, die Ausgaben und Einnahmen hielten sich so die Waage“, fügt Stabenow seinen Ausführungen hinzu. Dennoch betreibt er das Ganze nicht nur aus Spaß an der Freude, sondern er kann dem Ganzen durchaus noch weitere positive Aspekte abgewinnen: „Erstens ist das natürlich für die PR von Vorteil und zweitens finden durch die Veröffentlichungen meine Kompositionen Verbreitung“. Jeder Komponist weiß natürlich, dass Letzteres wiederum GEMA-Tantiemen einbringen kann. Einen Höhepunkt in der Geschichte des Labels und auch in seiner eigenen Laufbahn sieht Thomas Stabenow zweifelsohne in der Zusammenarbeit mit dem bekannten Schlagzeuger Mel Lewis, die sich in der zweiten Veröffentlichung mit dem Titel „Live In Vienna“ aber auch in der fünften („Roman Schwaller – Mel Lewis“) wiederfindet. Zu empfehlen ist aber auch die CD „Sammelsurium“, die er 1999 herausbrachte und auf der bisher unveröffentlichte aber äußerst interessante Takes mit den verschiedensten Musikern zusammengestellt sind. Natürlich braucht jede Plattenfirma, sei sie auch noch so klein, einen Vertrieb, um die Scheiben an den Mann oder die Frau zu bringen. Stabenow fand hier nach verschiedenen Versuchen mit der Freiburger Firma „sunny moon“ einen Partner, der noch mit kleinen Indipendent-Labels zusammenarbeiten wollte. Die Betonung liegt allerdings auf „wollte“, denn nur wenige Tage nach meinem Gespräch mit Thomas Stabenow im März habe sich dieser nach eigenen Angaben von „sunny moon“ trennen müssen, da mittlerweile auch dieser nun in Köln ansässige Vertrieb kein Interesse mehr an solch kleinen Labels signalisiert habe. Einfacher wird es in Zukunft also nicht für Stabenow, zumal er auch nach eigenen Angaben nicht über die Mittel verfügt, um großformatige Anzeigen zu schalten. Bei der Covergestaltung sind dem Ein-Mann-Team allerdings Frau und Tochter zur Stelle, was dem Ganzen eine sympathische Familienatmosphäre verleiht. Für alle, die sich die in der Tat hochwertigen Tonträgerproduktionen zu Gemüte führen wollen, sind die Scheiben nach dem Ausstieg von „sunny moon“ jetzt noch bei „Jazz is Beck“ in München oder direkt bei Thomas Stabenow unter der Faxnummer 089/54 60 271 sowie unter der E-Mail stabenow@jazzrecords.com erhältlich. Im Internet gibt es „Bassic Sound“ unter der Homepage www.jazzrecords.com/bassic. Stefan Rimek |
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