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Einen Fahrschein in die Zukunft will Corps Diplomatique bieten. Das Trio aus Keyboard, Bass und Schlagzeug sieht die musikalische Zukunft in der Aufhebung jeglicher Stilgrenzen. Ihre Musik ist – dafür sorgte hauptsächlich der Schlagzeuger Pinciotti – im Grenzbereich zwischen Funk, Rock und Jazz beheimatet. Jazzig wurde es gleich zu Beginn beim minimalistischen Keyboard-Solo von Herrn Krückel; der wie seine beiden Begleiter seinen Vornamen geheim hielt – eine Tradition diplomatischer Diskretion? Im weiteren Verlauf beschäftigte er sich hauptsächlich mit dem Hervorbringen vielfältiger elektronischer Klangfarben am Synthesizer. Die verschiedenen musikalischen Motive waren stark rhythmisch geprägt, zeichneten sich jedoch durch hohe Redundanz aus. So avantgardistisch sich Corps Diplomatique auch geben mochte, ihre elektronischen Finessen waren es nicht. Erinnerte doch die Gegenüberstellung von Rockrhythmen mit sich wiederholenden elektronischen Pattern stark an Vergangenes, zum Beispiel an Pink Floyd. Obwohl die rund 45 Minuten dauernden Sets nicht unterbrochen wurden, waren verschiedene Abschnitte erkennbar. Der erste, rhythmisch aktive Teil wurde von einer lyrischen Passage abgelöst, in welcher Krückel auf dem Kinderblasinstrument Melodica spielte. Der Gefahr, bei solchen Längen die Strukturierung aus dem Auge zu verlieren, entging Corps Diplomatique nicht immer; waren doch alle Musiker ständig aktiv, so dass damit der Wechsel zwischen den Instrumenten als Möglichkeit der Zäsur entfiel. Den Bassisten McGloin hätte man sich deutlicher zu vernehmen gewünscht. Er trat gegenüber dem akustisch dominanten Schlagzeug und den Aufmerksamkeit erheischenden elektronischen Effekten in den Hintergrund. Zu Interaktionen zwischen den drei Musikern kam es nur sporadisch. Schlagzeug und Bass boten in erster Linie eine Klangkulisse für Krückel, der als Solist agierte. Ist dieser konservative Hierarchie ein Fahrschein in die Zukunft? Ihren eigenen Anspruch löste Corps Diplomatique nicht ein; Fans elektronischer Effekte kamen jedoch auf ihre Kosten. Antje Rößler |
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