Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Kann man ein kammermusikalisch orientiertes Jazztrio vor einem anderen kammermusikalischen Jazztrio auftreten lassen? Ist bei einem Auftritt um 15 Uhr schon genug Aufmerksamkeit für eine experimentell ausgerichtete Formation vorhanden? Kann man die Wirkung einer Formation auf die Mehrheit des Publikums völlig außer acht lassen? Haben junge, aber dennoch schon sehr bekannte Musiker einen Nachwuchspreis noch nötig?
All das und noch viel mehr sind Aspekte über die sich die Jury eines Jazz-Nachwuchswettbewerbs Gedanken machen kann, wenn der erste Preis dieses Wettbewerbs aus einem Auftritt bei einem renommierten Jazzfestival wie „Jazz an der Donau“ besteht. Die Betonung sollte hier aber auf „machen kann“ und nicht „machen muss“ liegen, denn Jury-Entscheidungen bei denen derartige Überlegungen eine Rolle spielen, sind auf Grund der Tatsache, dass hier nicht ausschließlich die musikalische Qualität beurteilt werden kann, natürlich nicht unumstritten. Aber das ist ein weites Feld und wie dem auch sei, die siebenköpfige Jury, die beim diesjährigen „New Generation“-Wettbewerb zu entscheiden hatte, machte sich jedenfalls diese Gedanken. So war die Entscheidung für die österreichisch-ungarisch-slowakische Band „No Limit“ zwar nachvollziehbar aber in Bezug auf die musikalische Inspiration, Kreativität und Innovation nicht zwingend. Natürlich kann man optisch wie akustisch von einem Anziehungspunkt sprechen, wenn ein 14-jähriger, kleiner „Paganini“ wie Roman Janoska zu fetzigen Bebop-Klängen fingertechnische Feuerwerke abbrennt, sein 18-jähriger Bruder ihm hier am Piano in nichts nachsteht und die beiden von einer perfekt eingespielten Rhythmus-Gruppe, bestehend aus dem Schlagzeuger Josef Banyak und dem Kontrabassisten Julius Darvas hoch professionell und virtuos ergänzt werden. In Sachen musikalische Innovation und Originalität hätte der erste Preis allerdings an das am Freitag abend auftretende „Jo Junghanss Trio“ aus Dresden und München gehen müssen. Denn wer es fertigbringt, einem im Fünfvierteltakt gespielten Zwölftakter-Blues, der zudem im Thema ausschließlich im neunten Takt um ein Viertel erweitert wird, noch einen fesselnden Groove zu verleihen, der kann in der Tat behaupten, den Reiz des Außergewöhnlichen für sich gepachtet zu haben. Auch im Bezug auf raffiniert synkopierte Komplementärrhythmen sorgte das Trio um den Pianisten Joachim Junghanss, für beeindruckende Klangerlebnisse. Dagegen verblasste am Freitag Abend die Stuttgarter Fusion-Formation „Playstation“ trotz kreativer Elemente doch ein wenig. Selbiges gilt auch für die Nürnberg-Würzburger Band „Jazzcoast“, die sich dem Westcoast der 50er-Jahre widmete. Nicht alltäglich war aber wiederum am Samstag der Auftritt des nordrheinwestfälischen Quartetts „Mars Attacks“, das wie es der Name schon andeutet, einen ziemlich „abgespaceten“ Free Jazz bot und deshalb von Jury-Mitglied Volker Dueck eine CD-Produktion auf seinem Label „Double Moon“ angeboten bekam. Zusammen mit dem Mannheimer „Tri O Matic“, das zum Abschluss einen bis ins kleinste Detail gefühlstiefen und wunderschönen kammermusikalischen Jazz präsentierte – und deshalb übrigens auch für den ersten Preis in Frage gekommen wäre – wird der Bayerische Rundfunk die „Mars Attacks“ in seine Reihe „Jazz auf Reisen“ im Rahmen eines Konzerts im „Anstatt-Theater“ im Straubinger „Alten Schlachthof“ präsentieren. Somit konnten sich die Formationen auf Platz zwei und drei mit ihrem Schicksal etwas leichter abfinden. Nach Angaben des BR-Moderator Peter Machac, der auch dieses Jahr wieder die Moderation übernahm, fiel die Entscheidung der Jury so knapp aus, dass man sich praktisch nicht auf einen ersten Preis einigen konnte. Aber schließlich stand der dann nach halbstündiger Beratung kurz vor Mitternacht doch fest und somit wird die Formation „No Limit“ am Samstag, 17. Juli, um 15 Uhr im Jazz-Zelt bei „Jazz an der Donau“ in Straubing auf der Bühne stehen. Insgesamt bestach bei den sechs Endausscheidungsteilnehmern, die aus 25 Bands ausgewählt wurden, erneut ein beachtlich hohes Niveau. Der BR zeichnete auch dieses Jahr den in Zusammenarbeit mit dem „Straubinger Jazzfreunde e. V.“ durchgeführten Wettbewerb auf. Zu hören ist die Aufzeichnung am 12. Juni auf Bayern 2 von 0.05 Uhr bis 2.00 Uhr. Stefan Rimek |
|