Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Na, so was. Kriege ich da kürzlich so eine Promo-CD von einer großen Plattenfirma ins Haus mit einer richtig hübschen Goldprägung auf dem Cover. Da haben sie ja mal echt in die Verpackung investiert, denke ich noch, die kennen den wahren Wert eines Künstlers, bestimmt 24 Karat. Dann erst sehe ich, was da in Goldbuchstaben prangt, und lese staunend: „FOR PROMOTIONAL USE ONLY. MUST BE RETURNED ON DEMAND OF RECORDING COMPANY.“ Hoppla! Ist das jetzt wie bei den Versandhäusern: „Ware bleibt bis zur vollständigen Bezahlung Eigentum des Lieferanten“? Aber wie, bitte, soll im Fall einer Promo-CD die vollständige Bezahlung aussehen? Ich ahne was: Seine CD verliert, wer sie nicht rezensiert. Sicherlich gibt es in dieser großen Plattenfirma jetzt einen Chief Executive Officer eigens für das Promotional Activities Control Management, der über die Verwendung jeder Promo-CD einen Bericht an die Chef-Etage erstatten muss. Aber, fällt mir mit Schrecken ein, ob es dann überhaupt genügt, eine CD nur zu rezensieren? Wahrscheinlich ist der CEO erst mit einer wirklich hymnischen Kritik zufrieden, einer überragenden Bewertung, fünf Sterne, CD des Monats? Womöglich erwartet er sogar kennerischen Feinblick, schriftstellerische Nuancen, eine ironische Pointe? Was aber, wenn mir der Redakteur aus Platzgründen die Pointe streicht? Oder die ganze Rezension? Womöglich kommt dann nach 12 Monaten der Zwangsvollstrecker der Plattenfirma und verlangt seine CDs zurück? Reißt schmerzhafte Lücken in mein Musikregal? Unerträgliche Ungewissheit! Da bleibt nur eins: die Promo-CD sofort zurückschicken und die Scheibe ganz regulär im Laden kaufen! Denn wer weiß, ob sie in 12 Monaten noch lieferbar ist. Rainer Wein |
|