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„The Violin Man“, na ja, es hätte genügt, von Hannes Beckmann zu sprechen – zu viele könnten sich mit dem Label schmücken: Stéphane Grappelli, Helmut Zacharias, Schnuckenack Reinhardt, Mike Öchsner, Hänschen Weiss… Dass Hannes Beckmann bei Weiss und Reinhardt gelernt hat, ist unüberhörbar. Dass er mit seinem Bassisten Michael Blum (Belgrad) und Imre Köszegi, Schlagzeug, noch tiefere Einblicke in den Balkan-Jazz bekommen konnte, dass er als Jazz-Violin-Professor in der serbischen Hauptstadt lehrt, das alles macht ihn nicht gleich zum „mittlerweile weltbesten Jazzgeiger“ (Musikmarkt). Aber es prägt, formt die Einfälle, erweitert den Stil, schenkt Ideen. Gut, sehr gut ist er, wenn er in Fahrt gekommen ist. Im ersten Set seines Auftritts in der Murnauer Westtor-Halle wollte sich Begeisterung nicht gleich einstellen. Der Sound war (und blieb) zu bullig, Beckmanns Geige klang zu fett, zu verfremdet, um überzeugend elegant, inspiriert zu wirken; die Improvisationen wirkten schematisch. Edgar Wilson am Piano zeigte sich routiniert uninteressiert, auch er kam mit drei, vier Pattern aus, um damit seine pianistischen Aufgaben zu erledigen. Professor Blum am Bass engagierte sich nicht über das Übliche hinaus, und Drummer Köszegi hatte es darauf abgesehen, allen Zuhörern einen Hörschaden zu schenken. Das wurde nach der Pause nicht besser, aber die Musik wurde es. Beckmann selbst explodierte förmlich; wie ausgetauscht erschien er mit „March For My Friend“, mit Standards wie „Fly Me To The Moon“. Es riss mit, überzeugte sein Publikum, dass (Beck)-Mann ein großartiger Geiger, ein großartiger Musiker ist. Auch die Ausflüge ins Balkan-Genre konnten überzeugen und heizten ein: Beckmann spielte sich und die Besucher in Trance – das hat sich gelohnt. Thomas M. Wellens (Text und Foto) |
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