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Bis vor kurzem war Unterföhring eine der reichsten Gemeinden Bayerns - dank Kirch und Co, die sich hier vor den Toren Münchens angesiedelt haben. Spät genug, vor zwei Jahren nämlich, haben sich die Gemeindevertreter dazu durchgerungen, einen Teil des Medien-Geldsegens in Kultur zu investieren, darunter auch in den Jazz. Und so ging am Wochenende vom 26. bis 28. Juli in der Gemeindehalle das jüngste Festival Bayerns über die Bühne, das „Summertime Jazz Meeting”. Der altgediente Veranstalter Peter Wortmann hatte drei Doppelkonzerte zusammengestellt, die es in sich hatten. Von internationalen Stars bis zu erlesenen Nachwuchstalenten, vom Blues bis zum Post-Bop – abwechslungsreicher hat sich selten ein kleines Festival bei seiner Erstauflage präsentiert. Der Blues- und Boogie-Pianist und -Sänger Christian Willisohn eröffnete den Reigen. Willisohn kann noch in einem denkbar nüchternen Saal wie der Unterföhringer Gemeindehalle das Eis brechen wie wenige. Von seiner „Anwärm-Arbeit“ profitierte Roman Schwallers neues Nonett mit seinen eher sperrigen Post-Bob-Exerzitien. Mit dem vor allem durch sein eigenwilliges Single-Note-Spiel auffallenden Pianisten und New-York-Heimkehrer Claus Raible, dem viel beschäftigten Bassisten, Komponisten und Label-Chef Thomas Stabenow, dem Drummer Mario Gonzi, wie Tubist Ed Partyka Mitglied des „Vienna-Art-Orchestra“, dem aufstrebenden Posaunisten Johannes Herrlich („Trombonefire“), dem Star-Trompeter Peter Tuscher und talentierten Baseler Bassklarinettisten Domenic Landolf ist das Ensemble des Schweizers fast eine Art All-Star-Band des deutschsprachigen Raumes. Oft enttäuscht solch geballte Virtuosen-Power. Hier nicht. Facettenreich, kosmopolitisch und perfekt arrangiert strickten die neun 80er-Jahre-Kompositionen von Schwaller um. Furios das mit allen Tonarten spielende „Changes“ und „A Line For Two“, bei dessen Bassklarinetten-Passagen Ellingtons „Nutcracker-Suite“ grüßen ließ. Die Messlatte war hoch gelegt, als das „Fast Break Quintet“ den zweiten Abend eröffnete. Doch die fünf jungen Burschen mit Standort Berlin, die den Sieg beim SZ-Nachwuchswettbewerb der Erdinger Jazztage 2001 als Empfehlung mitgebracht hatten, zogen sich bravourös aus der Affäre. Respektlos, virtuos und intelligent – das sind nur einige Attribute, die man ihren Arrangements der gemäßigten Jazz-Avantgarde von Steve Swallow, Robin Eubanks bis zu McCoy Tyner verleihen kann. Eine Entdeckung waren in Unterföhring für viele auch die Stars des Festivals. Denn das Rosenberg Trio aus Amsterdam ist nicht gerade oft in unseren Breiten zu sehen. Und das ist bedauerlich, wie ihr Auftritt bewies. Hier wird zwar sicher nicht der Jazz neu erfunden, aber wie Stochilo Rosenberg mit seinen Cousins Nous’sche und Nonnie das Erbe Django Reinhardts hegt und pflegt, das sucht seinesgleichen. Oliver Hochkeppel |
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