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George T. Simon: Die goldene Ära der Big Bands, Hannibal Verlag, Höfen 2004, 462 Seiten Die Big Band begleitete die Entwicklung des Jazz seit seinen Anfängen, von den Marching Bands im frühen New Orelans bis zu den orchestralen Experimenten unserer Zeit. Mit der Blütezeit der Big Bands beschäftigt sich ein Buch, das 1967 in den USA erschien und zum Standardwerk wurde. Der deutschen Version liegt jetzt die Fassung von 1981 zugrunde, die aktualisiert und erweitert wurde. Verfasser George T. Simon ist mit der Materie bestens vertraut. Als Schlagzeuger gehörte er zur Urbesetzung des Glenn Miller Orchestra, hat also die Protagonisten, über die er schreibt, meist persönlich kennen gelernt. „Nicht immer ganz objektiv“, wie er zugibt, nähert er sich seinem Gegenstand. Trotzdem ist Simon ein beachtliches Werk gelungen, das sich vor allem zum Nachschlagen eignet. Nirgendwo findet man mehr Big Bands aufgelistet und Orchesterchefs porträtiert als hier. Zwar konzentriert sich Simon auf die Blütezeit der Big Bands, 1935 bis 1946, doch werden frühere und spätere Bands ebenfalls erwähnt, wenn auch nicht in der üblichen Ausführlichkeit. Doch nicht nur Big Bands, alphabetisch geordnet, werden porträtiert – die Dorsey-Brüder siegen mit 35 Seiten über Duke Ellington, dem zehn, und Count Basie, dem lediglich sieben Seiten eingeräumt werden – sondern auch die Bedingungen beschrieben, unter denen sie arbeiteten. Erklärt werden die Merkmale, die Big Bands kennzeichneten. Die Leader kommen ebenso vor wie das allgegenwärtige „stets bestens informierte“ Publikum. „Die freie, spontane Kommunikation zwischen den Bigbands und ihren Fans war ein natürlicher Höhepunkt in der Musik selbst“. „Das persönlichste, wirkungsvollste und oft kommunikativste Bindegleid zwischen der Bühne und der Tanzfläche“ waren die Sänger. Sie beschreibt Simon ebenso wie die Arrangeure, deren Arbeit in mehr bestand als dem „bloßen Niederschreiben von Noten“. Die Popularität von Big Bands hing wesentlich vom Radio ab, das vielfach Live-Konzerte sendete. Das Hin und Her zwischen Hot und Sweet, „von der reinsten Kunst bis zum krassesten Kommerz“, prägte Wesen und Stil der Big Bands. Ob im Theater, Ballsaal, Nacht-Club, Hotel-Foyer, Radio oder auf Schallplatte: es war Platz für alle vorhanden. Mit dem Abklingen der Swing-Ära ab Mitte der vierziger Jahre ging die große Zeit swingender Big Bands zu Ende. Ihr trauert der Autor nach. Reiner Kobe |
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