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In New Orleans glimmt noch die Glut aus der Geburtszeit des Jazz. Zumindest wärmt sich der junge Pianist Michael Kaeshammer aus Deutschland, jetzt in Kanada lebend, noch daran die Hände. Denn sein Stil basiert auf den grummelnden acht Basstakten des Boogie-Woogie, die als Rock’n’Roll eine Jugendgeneration veränderten. Doch Michael Kaeshammer schwelgt nicht in Nostalgie, für ihn hat der Boogie-Woogie Verstrebungen durch die Jazzgeschichte bis zur Gegenwart. Daher der Titel „Strut“ seines aktuellen Albums, auf dem Standards wie „Sleepy time“ von Leon Rene kokett und ziemlich rubato swingen. Überhaupt hat Michael Kaeshammer ein Faible etwa für „Bass Gone Crazy“ von Albert Ammons, da spazieren die Boogie-Woogie Figuren durch alle Register. Er ist eben ein Bohemien, der „At The Vinyl Café“ die New Orleans Paraden aus dem Tritt bringt. Überhaupt hat er im jugendlichen Alter von „Twentysomething“ eine unverkrampfte, ja ironische Einstellung zum Rhythmus. Gern verschiebt er mit Ben Wolfe, Bass und Johnny Vidacovich, Drums die Akzente, ohne den gefühlten Puls zu stören. In seinen Eigenkompositionen sind solche verschrobenen rhythmischen Kicks besonders markant, sodass sie fast immer „Almost A Rag“ oder wie „Now?“ ein Boogie-Rock mit taktiertem Reißverschluss sind. So spielt Michael Kaeshammer auch die Pianoparts stets in enger Koordination mit seinen Partnern. Wenn gelegentlich Brian Barlow am Vibraphon und John Johnson mit Bassklarinette und Flöte hinzu kommen, dann wird der groove verstärkt oder durch Klangfarbentupfer verfeinert. Tradition ist für Michael Kaeshammer eben kein Musikmuseum, sondern ein Reservoir für „Strut“, seine zeitgemäßen Verstrebungen. Die weitere Entwicklung dieses bemerkenswerten Pianisten sollte aufmerksam beobachtet werden. Hans-Dieter Grünefeld
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