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Es wird an seinem guten Draht zur Jugend liegen, dass man Harald Rüschenbaum seine 50 Jahre nicht ansieht. Die Haare sind grau geworden, aber sonst strahlt der Schlagzeuger und Bandleader immer noch die gleiche jugendliche Freude und Begeisterung für die Musik aus, wie damals, als er 1976 nach München kam, um Musik zu machen. Mittlerweile kann er auf stolze 30 Jahre auf den Jazzbühnen dieser Welt zurückblicken. Für die Jazzzeitung ein Grund, Harald Rüschenbaums bisherige Karriere genauer zu betrachten.
Rüschenbaums Erinnerung reicht bis zum vierten Lebensjahr zurück. Damals zog die Dorfmusik beim Schützenfest am Haus der Rüschenbaums vorbei. „Davon war ich so begeistert, dass ich mir eine Blechtrommel vor den Bauch geschnallt habe, um dann mit zwei Holzklöppeln spielend die Dorfstraße rauf- und runterzulaufen. Da hat es angefangen.“ Harald Rüschenbaums Start in die Musikerkarriere trug also in Oskar-Matzerath-Manier noch eher jazzfremde Züge. Im nordrhein-westfälischen Städtchen Arnsberg war der Jazz Ende der 50er-Jahre nicht eben zu Hause und die Blaskapellen der Schützenvereine die bestimmende musikalische Kraft. Der kleine Harald Rüschenbaum hatte es nicht leicht mit seinem Wunsch, Schlagzeuger zu werden. Dem Vater schwebte ein anderer musikalischer Weg vor und es hieß: „Erst wird Akkordeon gelernt, dann darfst du Schlagzeug spielen!“ Das Akkordeon blieb nicht der einzige Umweg im musikalischen Werdegang des passionierten Jazzers. Als schließlich doch das ersehnte Drumset dastand, waren es nicht jazzige, sondern rockige Klänge, die Harald Rüschenbaum dem Instrument entlockte.Als Rüschenbaum dann 1976 nach München zum Studium ans Richard-Strauss-Konservatorium ging, war es wieder nicht der Jazz, der ihn hauptsächlich beschäftigte. Er studierte klassisches Schlagzeug bei Professor Gschwendtner und tauschte das Drumset gegen Kesselpauke, Vibraphon und Glockenspiel. Die Initialzündung für den Jazz kam schließlich, als dem jungen Schlagzeuger eine Platte des „Modern Jazz Quartet“ in die Hände fiel. Die nun entfachte Begeisterung für das Jazz-Schlagzeug führte Rüschenbaum unmittelbar nach abgeschlossenem Studium in die USA, wo er vollends in die Jazzwelt eintauchte. „In Amerika habe ich natürlich alle möglichen Jazzerfahrungen machen können“, erzählt der Schlagzeuger von seiner Zeit in Übersee. „Ich studierte an der North Texas State University, war außerdem in Boston, in Los Angeles und natürlich in New York, in diesem Melting Pot. Für einen Jazzmusiker ist New York wohl wirklich die wichtigste Stadt schlechthin.“ Nach einem Jahr kam er nach München zurück, im Gepäck eine Menge praktisches Wissen über den Jazz und eine stattliche Anzahl von Arrangements. Grund genug, eine eigene Band zu gründen, das „Harald Rüschenbaum Jazz Orchestra“ (HRJO). In dieser Band versammelte Rüschenbaum gleich eine ganze Reihe von Musikern, die heute zur ersten Garde der Münchner Jazzszene gehören und mittlerweile selbst den Nachwuchs am Richard-Strauss-Konservatorium ausbilden: Thomas Zoller (bs), Hermann Breuer (trb), Claus Reichstaller (tp) und auch Thomas Faist (ts), Peter Tuscher (tp) und Franz Weyerer (tp) waren bereits von Anfang an dabei. Die Klasse der Musiker erklärt mitunter den Erfolg, den die Band nach ihren ersten Auftritten hatte. Neben drei veröffentlichten LPs hatte das HRJO einen Rundfunkauftritt im Studio 2 des Bayerischen Rundfunks und Rüschenbaum bekam 1985 den Kulturförderpreis der Stadt München, was zuvor noch kein Jazzer geschafft hatte. Mittlerweile ist auch noch das Bundesverdienstkreuz dazugekommen. Das hat Rüschenbaum vor allem seiner exzellenten Nachwuchsförderung zu verdanken. Seit 1986 waren die Mitglieder seiner „Leseband“, eines Ensembles, das sich als reine Übungsband verstand, das Nachwuchskontingent für das von Dusko Gojkovich geleitete Landesjugendjazzorchester Bayern. Seit 1993 bildet er nun selbst als Leiter des LJJO junge Musiker aus, die später nicht nur in seiner eigenen Band, sondern auch in anderen hervorragenden Ensembles in ganz Deutschland gerne gesehene Verstärkung sind. „Das Einstiegsniveau der jungen Jazzer wird immer besser“, so Rüschenbaum, der das auf die zunehmende Lehrtätigkeit von professionellen Jazzmusikern an den bayerischen Musikschulen zurückführt. Da ist es manchmal wichtiger, psychologischen Rat zu erteilen als fachlichen. Die Arbeit besteht vor allem im Schaffen eines Bewusstseins für die eigenen Fähigkeiten. „Das was wir hier machen, ist Wahrnehmung öffnen“, meint Rüschenbaum. „Ich sorge dafür, dass sich die Kids an das erinnern, was sie eigentlich schon wissen.“ Wenn die Youngster aber doch einmal nicht mehr weiter wissen und ihren Mentor Harald Rüschenbaum um Rat fragen, antwortet er ihnen mit einem Anekdote von Ron Carter: „Wenn du wissen willst, wie es weitergeht, musst du feststellen, wo du stehst. Dann machst du einfach den nächsten Schritt. Wenn du nach drei Wochen merkst, dass du ein Lächeln im Gesicht hast, dann weißt du, dass du richtig liegst!“ Diese Weisheit hat Harald Rüschenbaum anscheinend auch selbst beherzigt. Seit 30 Jahren ist er nun als Musiker auf den Bühnen im In- und Ausland unterwegs und wer ihn kennt, weiß, dass er dabei stets ein Lächeln im Gesicht trägt. Jörg Lichtinger
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