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Jazzzeitung
2006/09 ::: seite 2
news
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Dick Hyman erhält German Jazz Trophy 2006
Dick Hyman (li.), am 8. März 1927 als Richard Roven Hyman in New
York City geboren, zählt heute zu den bedeutendsten und vielbeschäftigtsten
Jazzpianisten. Schon in frühester Jugend begann er mit dem Studium
der klassischen Musik. Während seiner Studienzeit an der Columbia
University, 1946 bis 1948, gewann er in einem von einer Radiostation gesponserten
Wettbewerb zwölf Musik-Lektionen beim Jazz-Pianisten Teddy Wilson,
ein Umstand, der sein Leben gründlich verändern sollte. Er spielte
unter anderem mit Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Lester Young, Red Norvo,
Benny Goodman, Jimmy Hamilton, Thad Jones & Mel Lewis, Toots Thielemans,
mit eigenen Kleinformationen, im Trio und als Solopianist und -organist.
Er schrieb Arrangements für die Bands von Count Basie, Bobby Hackett,
Cozy Cole, The Mills Brothers, J.J. Johnson und für viele andere.
Dank seiner Vielseitigkeit und Virtuosität wurde Dick Hyman bald
ein gesuchter Studiomusiker, erhielt auch viele Engagements als musikalischer
Direktor von TV-Unterhaltungsprogrammen, von Broadway Musicals und Shows.
Seit vielen Jahren zieht der Filmemacher Woody Allen ihn für die
Gestaltung seiner Filmsoundtracks hinzu
Dick Hyman ist der sechste Preisträger der „German Jazz Trophy
– A Life for Jazz“, die gemeinsam von der Sparda-Bank Baden-Württemberg,
der Jazzzeitung und der Kulturgesellschaft Wort und Musik e.V. vergeben
wird. Bisherige Preisträger waren Erwin Lehn, Paul Kuhn, Wolfgang
Dauner, Toots Thielemans und Kenny Wheeler.
Ehrung und Konzert für und mit Dick Hyman finden am 26. Oktober in
den Räumen der Sparda-Bank Baden-Württemberg in Stuttgart statt.
www.german-jazz-trophy.de
Wolfgang Lackerschmid wird 50
Mit Wolfgang Lackerschmid feiert am 19. September ein Musiker
seinen 50. Geburtstag, der in seiner Karriere weit herumgekommen ist und
sich internationale Anerkennung verdient hat. Mit Chet Baker spielte er
fast zehn Jahre lang und auch Attila Zoller verließ sich im gemeinsamen
Duo ganz auf ihn. Ausgehend von seiner Heimat Tegernsee erspielte sich
der Vibraphonist und Komponist die Anerkennung internationaler Größen
im Jazz. Dabei machte Lackerschmid weder vor stilistischen noch vor politischen
Grenzen halt, wenn er bei seinen Tourneen zwischen den USA und Ostblockstaaten
wie der Tschechoslowakei hin- und herreiste, mal mit brasilianischen Kollegen
Salsa, mal mit afrikanischen oder indischen Musikern deren traditionelle
Musik spielte.
Noch heute kann man den in Augsburg lebenden Künstler nicht ausschließlich
auf ein Genre festlegen. Ob er nun Jazz-Standards, zeitgenössische
Kammermusik für moderne Ensembles oder Musik für Film, Theater
und Hörspiele schreibt, immer klingt Lackerschmid überzeugend.
Nicht zuletzt für seine stilistische Vielseitigkeit ist ihm 1990
der Staatsförderpreis vom bayerischen Kultusministerium verliehen
worden. Von dieser Vielseitigkeit Lackerschmids kann man sich immer noch
bei seinen zahlreichen Konzerten mit dem Melodic Percussion Trio, den
Duos mit dem Bassisten Eberhard Weber und der Sängerin Stefanie Schlesinger
oder dem Wolfgang Lackerschmid Quartet überzeugen.
Jazzpionier des Mitteldeutschen Rundfunks
Der Jazzpionier des Mitteldeutschen Rundfunks, Harry Nicolai, ist am 26.
Juli nach langer mit Geduld und Zuversicht getragener Krankheit gestorben.
Sein Verdienst bei der Etablierung des Jazz als unverzichtbarer Bestandteil
des MDR-Programms kann nicht hoch genug bewertet werden. Als leidenschaftlicher
Radiomacher und versierter Musiker war er prädestiniert, während
der Neuformierung der ostdeutschen Rundfunklandschaft die beim früheren
Mitteldeutschen Rundfunk entstandene Jazztradition aufzugreifen und ihr
zeitgemäße Gestalt zu geben – wurde doch bereits 1947
im Funkhaus Leipzig eine der erfolgreichsten deutschen Big Bands der Nachkriegszeit
gegründet. Im Rundfunktanzorchester Leipzig unter Kurt Henkels spielten
unter anderem Rolf Kühn, Horst Fischer, Werner Baumgart, Walter Eichenberg,
Günter Oppenheimer, Fips Fleischer und dessen Nachfolger Günter
Kiesant. Harry Nicolai begann seine künstlerische Laufbahn 1961 als
Pianist – sein Nachfolger war Joachim Kühn – im Quintett
des Trompeters Werner Pfüller. Es folgten eigene Formationen, LP-,
Funk- und Fernsehproduktionen und ab 1973 die Tätigkeit als Produzent
beim Funkhaus Leipzig. Seit 1992 leitete Harry Nicolai die von ihm selbst
aufgebaute Jazzredaktion des MDR. Nicht nur möglichst viel Jazz senden
war das Ziel, sondern in umfassender Weise die Möglichkeiten einer
öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt nutzen, um zur gesellschaftlich-kulturellen
Entwicklung im Sendegebiet Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
beizutragen: Hemmschwellen von Zuhörern überwinden helfen, junge
Musiker fördern, kreative Veranstalter unterstützen, Wertvorstellungen
junger Menschen schärfen. So wurde das von der Moritzbastei Leipzig
und dem jazzclub leipzig ins Leben gerufene bundesweite Jazznachwuchsfestival
ein in einmaliger Weise von Enthusiasmus getragenes jährliches Treffen
der künftigen deutschen Jazzelite, vom Jazzredakteur Harry Nicolai
fördernd begleitet. Das vom Deutschen Musikrat betreute Bundesjazzorchester
unter Leitung von Peter Herbolzheimer wurde im Sendegebiet des MDR bekannt
gemacht, dessen Probenarbeit unterstützt und Kontakte zu den Jugendjazzorchestern
und Schüler-Big-Bands der drei Bundesländer hergestellt. Die
junge LeipzigBigBand unter Frank Nowicky sowie David Timm (CD Kontraste,
LeipzigBigBand mit Allen Vizzutti – live in concert, Bach Big Visions)
und das Jazzduo David Timm & Reiko Brockelt (Johann Sebastian Bach
– Visions) erhielten die Gelegenheit zu CD-Produktionen, die Nicolai
als Produzent betreute.
Foto: MDR
Preis für Mehldau
Eben erst durfte er als „Artist In Residence“ beim Jazz Baltica
Festival in Salzau in verschiedenen Besetzungen, unter anderem auch im
Duo mit Gitarrengenius Pat Metheny brillieren, da folgt gleich die nächste
Ehrung. Das größte Jazzfestival der Welt in Montréal
hat beschlossen, Mehldau seine bedeutendste Auszeichnung in Form des Miles-Davis-Awards
zu überreichen. Er ist damit der 13. Preisträger in einer Reihe
illustrer Vorgänger wie Dave Holland, Keith Jarrett, Herbie Hancock
oder Cassandra Wilson. Und er fühlt sich natürlich sehr geehrt.
Der Miles-Davis-Award zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen, die
die nordamerikanische und kanadische Jazzszene zu vergeben hat.
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