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Als am frühen Freitagabend die Berliner Formation „Lyambiko“ den Jazzpart des Straubinger Festivals „Jazz an der Donau“ im Festzelt am Hagen eröffnete, hatten sich bereits mehrere hundert Besucher dort eingefunden, um den kammermusikalischen Klängen dieses Newcomer-Quartetts um die Sängerin und Namensgeberin Lyambiko zu lauschen. Und die Zuhörer wurden nicht enttäuscht, denn die Formation bot neben einem beachtlichen Gespür für Grooves und Phrasierungen auch eine große stilistische Breite, die von meditativ-orientalischen Gesängen über Latin-Einflüsse bis hin zum traditionellen kammermusikalischen Jazz reichte.
Beim anschließenden Auftritt von Roy Ayers ging dann in der mittlerweile mit rund 2.500 Besuchern schon gut gefüllten Halle erstmals im Rahmen des diesjährigen Festivals so richtig die Post ab. Man vernahm einen funkigen Fusion, der zwar mit der Snare-Drum auf der zweiten und vierten Zählzeit rockig getrieben wurde, aber gleichzeitig alles andere als Seichtheit vermittelte. Gut durchdachte und harmonisch kreative Nummern mit fesselnden Riffs, aber auch swingend jazzige Elemente vom Bandleader und Sänger Ayers am Vibraphon selbst in Szene gesetzt, konnten mitreißen. Spätestens bei seinem Hit „Everybody Loves The Sunshine“ brachte er den Saal zum Kochen und Mitsingen. Danach stieg die Spannung, denn der große Newcomer des Latino-Pop aus Kolumbien stand hinter der Bühne. Und als „Juanes“ dann ins Rampenlicht trat, kreischten wie erwartet einige hundert weibliche Teenager in den ersten Reihen und die jazziger orientierten Besucher warteten erst mal gespannt ab, was sich hier tut. Schließlich dachte man, dass der Latin-Grammy-Preisträger live doch etwas mehr bieten würde als in seinen radiogerecht zugeschnittenen Studio-Nummern. Aber diese Erwartung erfüllte sich leider nicht. Aber die „Juanes“-Fans feierten ihr Idol dennoch mit Inbrunst und das ist ja auch schon etwas wert. Zudem ist es den Veranstaltern dieses Jahr in der Tat gelungen, die jungen Fans des Pop-Acts auch für jazzigere Klänge zu interessieren. So sah man auch schon bei Roy Ayers nicht wenige „Juanes“-Anhänger in den ersten Reihen mitgrooven. Somit ging das erklärte Ziel der Veranstalter Heinz und Ralph Huber erfreulicherweise auf und junge Pop-Fans stellten sich damit einer musikalischen – und vielleicht auch geistigen – Horizonterweiterung. Mit eigenwilligen Titeln wie „Beelzebub Song“ oder „Krishnamurti in a Train“ eröffnete das „Hellbock-Dietrich-Vogel-Trio“ und damit der Preisträger des vom Bayerischen Rundfunk und vom „Jazzfreunde Straubing e. V.“ gemeinsam durchgeführten „New Generation“-Wettbewerbs den samstäglichen Konzertmarathon des Festivals „Jazz an der Donau“. So ungewöhnlich wie die Titel sind auch die Kompositionen selbst. Die gebotene Palette der drei Instrumentalisten aus dem vorarlbergischen Koblach reicht von kammermusikalischer Lyrik über hart synkopierte Rhythmen mit raffinierten Sforzati und südamerikanischen Einschlägen bis hin zu experimentellen Klangeffekten von schauriger Schönheit. In den oft collagenartig ausgeprägten Strukturen entwickelt die Formation eine ganz eigene Art, mit dieser kammermusikalischen und minimalistischen Besetzung umzugehen. Der Reiz des Trios liegt auch im Gegenüberstellen von akademisch durchkomponierten Passagen und völlig freien Kollektiv-Improvisationen. In dieser Hinsicht bestachen Pianist David Hellbock, Kontrabassist Lukas Dietrich und Schlagzeuger Marc Vogel auch im Rahmen ihres jetzigen Auftritts durch eine lebendige und sehr fruchtbare Bühnenkommunikation. Mit Klaus Doldinger und seiner Band „Passport“ standen anschließend zwei Koryphäen der deutschen und internationalen Jazzgeschichte auf der Bühne. Schon der Beginn war ebenso imposant wie charakteristisch: Aus einem wohlklingenden Klangteppich des Keyboards mit afrikanisch-orientalischer Perkussion erhebt sich, zum Teil mit Echo garniert, eine wunderschön elegische Melodie von Doldingers gebogenem Sopransaxophon. In den weiteren Nummern vernahm man den typischen „Passport“-Sound, der als Fusion rockige Grooves mit jazziger Harmonik, aber auch mit sehr viel Weltmusikeinflüssen verbindet. Der 70-jährige Altmeister ist trotz des Einbeziehens der verschiedensten Einflüsse sowohl auf dem Sopran-, als auch auf dem Tenorsaxophon seinem charakteristischen Sound treu geblieben. Dabei war auch in Straubing die stilistische Breite sehr weit gefasst. Beeindruckend gestalteten unter anderem die beiden Perkussionisten und der Schlagzeuger ihren vor Energie und packender Komplementärrhythmik sprühenden Solopart. Am Ende gab es noch einige faszinierende Klänge aus der neuen Scheibe „Passport To Morocco“, die unter anderem auf dem afrikanischen Saiteninstrument Guembri in Szene gesetzt wurden. Ein berauschender Auftritt! War die Stimmung im nun mit rund 4.000 Zuhörern voll gefüllten Zelt bereits am Kochen, so heizte sie Bassist Markus Miller mit seiner Combo noch mehr an. Er brannte ein regelrechtes Feuerwerk auf seinem funkig-geslapten E-Bass ab. Viel ruhiger wurde es dann beim Auftritt der Sängerin Randy Crawford zusammen mit dem Joe Sample Trio. Man vernahm einen kammermusikalischen Barjazz auf hohem Niveau. Allerdings gab es zu Beginn mit der Technik leichte Probleme. So hörte man Crawford nur über ein zu hell und zu leise eingestelltes Mikro, was dem Hörgenuss doch ein wenig Abbruch tat. Bei der dritten Nummer war aber auch dieses Problem gelöst und bis zum Dauerbrenner „Street Life“ machte sich eine relaxed groovende Atmosphäre breit. Abschließend peitschte Nils Landgren mit seiner Band „Funk
Unit“ sein „Funky Abba“-Programm in die Menge, die zumindest
zum Teil von den harten Beats sehr angetan war. Landgren schuf zusammen
mit seiner insgesamt neunköpfigen Band Grooves, die mit der Snare
auf der zweiten und vierten Zählzeit und knackigen Bläsersätzen
so richtig einhämmern. Manchmal entwickelt man dabei allerdings auch
Sehnsucht nach seinen mit viel Gefühl intonierten Jazz-Nummern. Stefan Rimek |
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