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Fender lässt die Seventies-Strat aufleben Der Markt für frühe Original-Strats ist also so gut wie leergefegt, doch – und das ist wirklich verwunderlich – auch Instrumente aus den siebziger Jahren erzielen mittlerweile extrem hohe Preise. Was Beleg dafür ist, dass noch immer viele Gitarristen glauben, ein „Vintage“-Instrument sei zwangsläufig besser als eine aktuelle Version. Im Falle der Fender Stratocaster aus den siebziger Jahren eine glatte Fehleinschätzung: Fender, seinerzeit eine Tochter des Medienkonzerns CBS, stand damals unter massivem Druck, musste hohe Stückzahlen liefern, um der großen Nachfrage nach elektrischen Gitarren gerecht zu werden und der zunehmenden Konkurrenz aus Fernost zu trotzen. Was mitunter auf Kosten der Qualität ging: Strats aus den siebziger Jahren, leicht erkennbar an der größeren Kopfplatte, litten bisweilen an allzu schludriger Verarbeitung – die Hals/Korpus-Übergänge waren nicht immer so, wie sie sein sollten, auch die Lackierungen erwiesen sich manchmal als nicht gerade resistent. Damit keine Missverständnisse auftauchen: Nicht alle Strats jener Jahre waren Montagsinstrumente. Aber es gab damals offenbar mehr Montage als in den Jahrzehnten zuvor oder danach. Von einem hochpreisigen Instrument made in USA durfte man natürlich mehr erwarten. Nicht wenige Konsumenten sahen das ähnlich und wanderten zu japanischen Produkten ab, die vielleicht nicht mit der Historie, dem Charme und dem Image eines US-Instruments glänzten, aber vor allem im höherpreisigen Segment fernöstlichen Willen zur Perfektion widerspiegelten. Die Qualitätsproblematik hat Fender natürlich längst im Griff, das sei hier ausdrücklich erwähnt. Nicht nur die in den USA hergestellten Instrumente, auch die günstigeren Versionen aus Japan oder Mexiko sind für ihre jeweiligen Preissegmente tadellos verarbeitet. Weshalb es sich Fender nun sogar leisten kann, die unter echten Experten aus besagten Gründen nicht gerade hoch im Kurs stehende Siebziger-Jahre-Strat neu aufzulegen. Was in erster Linie eine Frage der Optik ist: Die große Kopfplatte mitsamt dickerem Schriftzug etwa sowie die Dreipunkt-Halsbefestigung wurden exakt vom 70er-Modell übernommen. Einen Unterschied gibt es allerdings: Die aktuelle Fender Stratocaster Vintage ’70, so der offizielle Name, ist qualitativ auf der Höhe der Zeit. Da wackelt und klappert nichts, und die Lackierung dürfte ebenfalls lange halten. Wer aufgrund der speziellen Optik jener Instrumente eine Siebziger-Strat besitzen möchte, der greife also lieber zur aktuellen Neuauflage, die mit einem Ladenpreis von etwa 1.500 Euro zwar nicht zu den Sonderangeboten zählt, aber immer noch günstiger ist als ein Original von damals. Und noch dazu besser. Wenn das kein Fortschritt ist. Tamas Kupferkessel Die Vorstufen zum Aufnahmeglück Uwe Schleifenbaum |
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