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Wie niemand sonst hat Leslie Gourse in ihrer Biografie von Nat King Cole dessen Wesen beschrieben: „Wenn Nat Cole sang, schienen die Erfahrungen, die man im Leben machte, klarer zu werden, direkter, weniger kompliziert und manchmal auch sehr reizvoll. So beschwichtigend und zärtlich war seine Stimme, dass er die Menschen dazu verführte, ihre Sorgen hinter sich zu lassen, wenigstens für die Dauer des Songs.“ Und: „Sein Stimmumfang betrug keine zwei Oktaven. Aber seine zarte Stimme hatte Tiefe. Er konnte einen lyrischen Text so bringen, dass man hingerissen war, mit weicher, gedämpfter, wie gehauchter Stimme.“ Zum 25. Todestag des singenden Pianisten sind 1990 ebenfalls die kompletten
Capitol-Aufnahmen in einem 20-LP-Boxset erschienen, die bald als Sammlerstück
gehandelt wurde. Jetzt sind die Capitol-Aufnahmen bei Bear-Family neu
veröffentlicht worden, alle exzellent remastert. Versammelt sind
293 Titel auf 11 CD‘s sowie knapp 100 rare und bislang unveröffentlichte
Aufnahmen, die Material der 16 LPs hergeben (manchmal bis zu 20). In der
zweiten Hälfte der 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts probierte
die Plattenfirma Capitol mit Nat King Cole immer wieder Neues aus. Insgesamt
wurden 600 Titel eingespielt, manche Schätzungen gehen bis 1000.
9 Millionen Alben wurden offiziell verkauft, was Capitol 50 Millionen
Dollar einbrachte. Freilich kommt auch der Hörer auf seine Kosten. Die Box enthält die beiden Klavier-orientierten Alben von 1955/56 „The Piano Style“ und „After Midnight“, die mit zum Besten zählen, was Cole je produziert hat. Das Trio mit den vier Gästen Harry Sweets Edison, Juan Tizol, Stuff und Will Smith stellt die gesamten Big-Band-Aufnahmen in den Schatten. Im Vergleich mit den spanischsprachigen Besteller-Alben „Cole Espagnol“ und „A mis amigos“ sind die Aufnahmen mit Nelson Riddle Spitze. Die Jazz-Balladen auf „Just one of those things“ entstanden in Zusammenarbeit mit Bill May. Hervorstechend sind noch zwei Meisterwerke mit Nelson Riddle „To whom it may concern“ und „St. Louis Blues“, Klassiker von W.C. Handy. Das Rock-inspirierte Material, das später als Compilation „Looking back“ auf den Markt kam, erscheint hier erstmals ohne die grauenhafte Rhythmusgruppe. Selbstredend enthält die Box auch annähernd 100 Singles, darunter die Hits „Ballerina“ und „Looking back“. Bleibt abschließend die bislang umfangreichste Diskographie über Coles Capitol-Jahre zu erwähnen. Reiner Kobe
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