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2003 ernannte Brasiliens Staatschef Luis Inacio „Lula“ da Silva den Sänger und Komponisten Gilberto Gil zum Kulturminister. Damit gelang es ihm, eine der wichtigsten Identifikationsfiguren der brasilianischen Gesellschaft mit in die Verantwortung zu nehmen. Gilberto Gil wird von sämtlichen Bevölkerungsgruppen des südamerikanischen Völkergemisches als Künstler und bislang wohl auch als Politiker akzeptiert. Ein Erfolg seiner bisherigen Amtszeit war die Aufnahme des ursprünglichen Samba de Bahia – wie er in den Bloco afros und den Escuelas de Samba gelehrt wird – in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO (siehe Dossier Seite 22 und 23).
Bundeskanzlerin Angela Merkel ernannte vergangenes Jahr Bernd Neumann zum deutschen Kulturstaatsminister. Welche Musik könnte er denn der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe Deutschlands vorschlagen? Bach, Beethoven, Brahms?! Sicher schützenswert, denn nach Meinung vieler Experten aus Musikpädagogik und Kulturpolitik vom Aussterben bedroht. Dann müsste aber Daniel Barenboim Kulturminister werden. Oder – für seinen Blockbuster „Rhythm is it“ – Sir Simon Rattle. Dabei ist das Repertoire dieser Herren in ihren Staatsopern und Philharmonien bestens geschützt und subventioniert. Der Jazz dagegen hätte noch etwas mehr kulturpolitischen Anschub nötig in Deutschland. Träumen wir mal ein bisschen von einem Musikminister unserer Wahl. Unseren Leserinnen kommt vielleicht der smarte Till Brönner in den Sinn, genug Überzeugungskraft liegt ja in seiner Stimme. Warum nicht Barbara Dennerlein als Kulturministerin, schlägt die männliche Gegenseite vor. Geht nicht, sie ist schon vergeben: Seit 2003 ist sie 1. Deutsche Jazz-Botschafterin der Deutschen Jazzföderation. Also schauen wir wie bisher sehnsüchtig nach Brasilien und versuchen es weiter mit Bernd Neumann. Und melden „54, 74, 90, 2006“ von Sportfreunde Stiller als immaterielles Weltkulturerbe an – als deutschen Beitrag zur kulturellen Vielfalt. Andreas Kolb |
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