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Chris Potter, mit 35 Jahren der jüngste Spieler auf Kenny Wheelers Quartett-Album, nähert sich dem Stück auf ausgesprochen motivische Weise. Er lotet den Tonumfang des Tenorsaxophons aus, ohne seine Virtuosität in den Vordergrund zu stellen. Das in Takt 2 vorgestellte Motiv führt Potter verändernd durch die Changes des ersten A-Teils bis zur Zäsur in Takt 12, um dann im B-Teil ein Spannungsmoment aufzubauen, das seinen Höhepunkt beim hohen, klingenden g2 in T. 27 des C-Teils erreicht. Die folgende Phrase endet mit einer Umspielung in T. 29, die sich – um einen Halbton nach oben versetzt – in T. 33 wiederholt. Die Up-Beat-Akzente am Ende des C-Teils nimmt Potter zu Beginn des nächsten B-Teils wieder auf. Der zweite A-Teil besteht überwiegend aus Akzentverschiebungen in nacheinander gespielten Quart-/Großterz- und Kleinterzintervallen. Die genannten Beobachtungen sind ein Indiz dafür, dass gute Spieler sich selbst aufmerksam beim Improvisieren zuhören und soeben „Erfundenes“ weiterführen beziehungsweise später wiederaufnehmen können. Der Zuhörer spürt im flüchtigen Moment der Improvisation dadurch doch die kompositorische Qualität, die ein Solo erst interessant werden lässt. John Taylors Begleitung nimmt Potters Akzentuierungen auf oder setzt Gegenakzente. In den Takten 31, 40, 61, 64 und 67 füllt er mit seinen Voicings die Pausen, an anderer Stelle hört er taktelang zu, ohne zu spielen. Ron Cherian |
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