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Vernünftige Gegenentwürfe zur postmodernen Arbeits-Ethik, die ständige Selbst-Perfektionierung und Steigerung vorschreibt, sind in der westlichen Kultur, in der „der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit“ (Alexander Kluge) unsere Identität bedroht, notwendiger denn je. Gerade weil das unbarmherzige Zeit- und Zwangsregime dieser fragwürdigen Ethik immer subtiler über zuerst attraktive Begriffs-Fetische wie Flexibilität, Viel-Seitigkeit, Geschwindigkeit und „Zukunftsfähigkeit“ Macht über die Menschen ergreift. Kein Wunder, dass in Zeiten dieser ideologisch forcierten Seelenverdunkelung die folkige Soul-Musik des Mississippi-Deltas – wie schon einmal um 1970 mit Marvin Gaye, Curtis Mayfield oder Stevie Wonder – durch den Druck der Verhältnisse zu einer neuen Blüte kommt. Neben dem neuen Album von Erykah Badu ist aus der ersten Liga der großen Folk-Soulstimmen vor allem die 47-jährige in Jackson, Mississippi aufgewachsene Jazz-Sängerin Cassandra Wilson en vogue. Über ihr aktuelles Album „Glamoured“ (EMI) sprach Reinhold Horn mit der Sängerin.
Jazzzeitung: Sie klingen auf dieser Platte entspannter, nicht
mehr so atemlos und wie auf dem Sprung. Eine Aura von Gelassenheit geht
von ihrer Stimme aus. Sind Sie ein geduldigerer Mensch als noch in den
80ern, als Sie so dramatische Platten machten wie „Jumpworld“
mit alarmierenden Titeln wie „Woman on the Edge“? Jazzzeitung: Reden wir über einen Ihrer eigenen Songs, nämlich
„Sleight Of Time“, der „If Loving You Is Wrong“
von der emotionalen Essenz her sehr ähnlich ist…
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