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Manchmal geht mir Stefano ganz schön auf die Nerven. Ein typischer Musikproduzent halt. Jede Woche kommt er mit einem neuen Wahnsinnsknüller daher, einer absoluten Sensation, einem revolutionären Durchbruch, keine Widerrede, basta. Seine Begeisterung kennt dann keine Grenzen mehr, während er sich an die Sensation von der Vorwoche schon gar nicht mehr erinnern kann. Letzten Freitag zum Beispiel schwärmte er in seinem charmanten Deutsch-Italienisch von seiner absolut sensationellen Idee einer „Nuova Linea“, wie er sie nannte: einer Art Sublabel. Das Wort „Linea“ erinnert an Trend-Designer, und das nicht ohne Grund. „Man designt heute alles“, rief Stefano im Überschwang ins Telefon, „Wohnzimmer, Jeans, Macchina, Brille, Büro, Unterwäsche, sogar Fahrrad – alles, was wir gerne bei uns haben. Warum nicht La Musica?“ Auf seiner neuen „Linea“ will Stefano der Sound-Designer sein und den Musikern sagen, wo’s langgeht, damit sich auch Trendklamotten im Raumklang wohl fühlen. „Musiker sind Bauarbeiter, aber ich bin Architekt von La Casa.“ Der Name des neuen Labels sei natürlich „Swoosh“, meinte er: „Swoosh ist globaler Erfolg und Modernitá. Überall. Auch in Deutschland, oder?“ Ich muss zugeben: Ich wusste bis dahin nicht, was ein Swoosh ist. Erst als Stefano „Nike“ sagte, kapierte ich, dass er so einen schrägen, angerundeten, scheinbar improvisierten Strich meinte. Achten Sie mal drauf: Ob Banken, Reisebüros, Software-Hersteller, Internet-Anbieter, Marktforscher, Messeausstatter oder Zulieferer, alle haben sie den Swoosh im Logo, Ausdruck von Dynamik, Qualität und Coolness. Seit Freitag sehe ich überall nur noch Swooshs. Seit Freitag unterschreibe ich auch nur noch mit Swoosh. Rainer Wein Swoosh. Das ist jetzt mein Markenzeichen: Dynamik, Qualität und Coolness. Jedenfalls bis Freitag. Dann hat Stefano den absoluten Wahnsinnsknüller längst wieder vergessen, basta. Rainer Wein |
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