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Endlich Sommer! Nun ja, zu dem Zeitpunkt, zu dem ich diese Zeilen schreibe, noch nicht wirklich, doch zur Veröffentlichung der Juliausgabe der Jazzzeitung wird sich das wohl hoffentlich geändert haben. Also: Sommer! Hitze! Biergarten! Rotweinschwangere Lagerfeuerabende an Seen, Weihern, Flüssen! Mit Grillfleisch! Und – an Stelle der bei den ganz jungen Hüpfern allzu beliebten Ghettoblastern - Lagerfeuergitarristen! Die teilweise die Pest in Person sein können, sich manchmal jedoch als wahre Stimmungswunder entpuppen. Ich selbst (als potentielles Stimmungswunder) habe mir zu diesem Zweck von den nicht unerheblichen Einkünften, die mir diese Kolumne beschehrt, vor kurzem eine „Guitalele“ gekauft, ein Zwitterinstrument zwischen Ukulele und Gitarre, also eine Ukulele mit sechs Saiten, eine Quart über einer Standardgitarre gestimmt, in A. Das Instrument sieht witzig aus - und klingt auch so. Aufgrund seiner geringen Größe kann man die Kleine in jeden Rucksack stecken und somit jedes Lagerfeuer, das den Weg kreuzt, stante pede um ein musikalisches Schmankerl bereichern. Die Frage, die sich dann jedoch stellt: Was spielt man? Was kommt ins möglichst zeitgemäße und zugleich zeitlose Repertoire? Simon and Garfunkel? Selbstverständlich, ein Klassiker, „The Boxer“, besonders beliebt ist der sowohl sing- als auch gröhlbare Part mit „Leilalei“. Led Zeppelin? „Stairway to heaven“ ist ohne Zweifel ein unglaubliches Stück Musik, aber jeder Mittvierziger im Umkreis von drei Lagerfeuern wird sich hinsichtlich des Nervfaktors dieses Stücks wohl zur Lynchjustiz genötigt sehen. Oder vielleicht Cat Stevens? „It’s not time, to make a change…“? Doch, es ist Zeit für einen Wechsel, das mit der Hippiemucke muss sich langsam mal aufhören. Findige Füchse bieten daher hin und wieder völlig unerwartete
Perlen der Popmusik dar, wie etwa Britney Spears jungfräulich-blondes
„Baby, one more time“ (Tipp für den Klampfer: Am-E-C-Dm).
Das Publikum – naja, gut, die Lagerfeuergemeinschaft – guckt
anfangs irritiert („…das kenn ich doch irgendwoher…“),
verzieht dann angewidert das Gesicht („…oh, ne, bitte nicht
das!“) und lässt sich, wenn alles gut geht, zum Schluss zu
einem kleinen Lob verleiten („…wenn man das mal so hört,
klingt es gar nicht schlecht!“). P.S.: Nach langen Überlegungen habe ich mich zur unbezahlten Schleichwerbung entschieden: Die jedem Saitenartisten empfehlenswerte Guitalele wird von Yamaha gebaut, ist mit Nylonsaiten bespannt und kostet zwischen 60 und 70 Euro. Sollte ich sie in nächster Zeit einmal auf einer Session oder Ähnlichem verwenden, werde ich an dieser Stelle sicherlich über die Reaktionen der Jazzgemeinde ob meiner unorthodoxen Instrumentenwahl berichten. Sebastian Klug |
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