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Während das Berliner Audi Forum sonst Jazz-Legenden wie Maynard Ferguson oder Curtis Fuller einzuladen pflegt, stand am 18. Mai die Präsentation eines in Co-Produktion mit Audi entstandenen Albums auf dem Programm. Der Sänger Max Neissendorfer alias Scat Max und seine Big Band, das Uptown Orchestra, boten inmitten von dezent beleuchteten Mittelklassewagen eine musikalische Zeitreise. Stationen waren Jazzstandards aus den 40er- und 50er-Jahren – der Glanzzeit der Big Bands – wie Cole Porters „Anything goes“ oder „Embracable you“ von George Gershwin. Auch die einzige Eigenkomposition – „Uptown Shuttle“ von Rich Laughlin, dem musikalischen Direktor der Band – sowie zwei Kompositionen des Münchener Alt-Saxophonisten Frank St. Peter blieben der Stilistik der Jazzstandards verhaftet. Dem endgültigen Versinken in die Nostalgie geboten jedoch die erstklassigen Musiker Einhalt. Die Bläsertutti waren präzise; auch für eine Vielfalt von Soli – von virtuos bis melancholisch – wurde den Musikern glücklicherweise genügend Raum gelassen. Das Uptown Orchestra machte die große Faszination der Big Bands in ihrer Blütezeit nachvollziehbar. Die im Zeitalter kultureller Sparmaßnahmen selten gewordene Gelegenheit, eine veritable 14-köpfige Big Band live zu erleben, genoss das Publikum sichtlich. Beeindruckend waren die Posaunensoli von Roberto Mandruzzato in „Willow weep for me“ und „Blues in Bb“, der seinem Instrument virtuose Linien und differenzierte Klangfarben entlockte. Das „Sinatra Special“, ein Medley von Frank Sinatras berühmtesten Songs, zwang unwillkürlich zu einem Vergleich zwischen dem Interpreten Scat Max und dem großen Sänger. Die stimmlichen Defizite Max Neissendorfers – unsaubere Intonation und mangelnde rhythmische Präzision – ließen diesen hinter seinem Vorbild Sinatra zurückbleiben. Vielleicht steckte Scat Max auch zu viel Energie in die Promotion der neuen CD, deren Verkauf er mit zahlreichen Ankündigungen zu forcieren suchte. Im Ankündigungs-Flyer zum Konzert wurde versprochen, Scat Max hätte als Gründer des Ensembles beschlossen, „seinen eigenen Stil zu entwickeln“. Statt dessen blieb der Abend ein Gang durchs Museum mit ausgewählten Ausstellungsstücken der Jazzgeschichte und ließ Mut zu originellen und modernen Formen vermissen. Antje Rößler |
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