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„Es ist ein Segen, in der Lage zu sein auf eine Bühne zu treten und der Welt einige gute Stimmungen zu bringen. Ich sehe mich selbst als einen reifenden Musiker, der nicht gerne an das Vergangene denkt und die vielen Dinge, die ich bereits gemacht habe, sondern der bestrebt ist zu wachsen und neue Dinge zu entwickeln.“ So hat der Unermüdliche am 25. Mai in Wien einen neuen Jazzclub eröffnet: Joe Zawinul’s Birdland. Pate stand ihm dabei das legendäre Birdland im New York, das Jazzcorner of the world. „Für mich der wichtigste Platz in meinem Leben. Ich habe meine Frau dort kennengelernt, auch (absolut) alle großen Musiker, von denen ich nicht nur gelernt habe, sondern von denen ich auch engagiert wurde.“ Und schließlich ist auch „Birdland“ seine erfolgreichste Komposition. Vor wenigen Wochen erschien in Österreich auch eine Briefmarke mit Zawinuls Konterfei. Die Ehrung ist wohlverdient. Niemand hat als Pionier und Vollender so viel für die Etablierung elektroakustischer und elektronischer Tasteninstrumente im Jazz getan wie Zawinul. Vom simplen E-Piano, das er als beliebtester europäischer Jazz-Import schon bei Cannonball Adderley einsetzte bis zur neuesten Synthesizer-Technik – der Wiener mit der bunten Kappe hat alles schon ausprobiert und perfektioniert, bevor sich das Ding herumgesprochen hat. Dass er heute mit Menschen unterschiedlicher Hautfarbe vor Menschen verschiedener Rassen spielen kann, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Es war eine weiter Weg dahin, wie eine Anekdote beweist, die er mir in seinem typischen amerikanischen Wienerisch erzählte: „Einmal waren wir im Sommer in Odessa, Texas. Ich hatte gerade mit der Dinah aufgenommen ,What a difference a day made’. Wir hätten in einem von Schwarzen gemanagten Club spielen sollen. Ich will da raufgehen auf die Bühne, und da war eine Weiße, eine Sheriff-Frau, a Batznfrau mit ana dreihundertsiebenundfünfziger Magnum auf der Seiten und die fragt: ,Where are you going boy?’ Und ich habe Weiße überhaupt nicht gemocht. Mich haben die Schwarzen behandelt wie einen Prinzen. Wie ich gespielt hab, hat ihnen halt gefallen. Da war manches Mal ein großer Druck. Die Schwarzen haben gewusst, dass sie besser spielen als die Weißen, aber waren immer in der Zahlungsskala und Berühmtheitsskala unten. Der Stan Getz war da (er zeigt nach oben) und der Duke Ellington war da (er zeigt in die Mitte). Und ich war hart, ich war nicht ein Mensch, der sehr freundlich ist. Resch und frech und alles. Weil ich hab ihr gesagt frech zurück: ,Ich spiel, da ist keine Fragen’. Sagt Sie: ,No you won´t play here’. Sag ich: ,I will play here’. Dann ist sie energisch worden. Ich geh zurück in die Küche, das war so eine Armutschkerlküche, zugleich auch Dressing room, und sag: „Dinah der Sheriff sagt, ich kann nicht spielen da“. Und die Dinah sagt: „Der Joe ist mein Pianist auf der ganzen Welt, wenn der da nicht spielt, gehen wir.“ Und das war eine lange Geschichte. Der Clubowner ist nervös geworden. Da war noch a andere Band – Hank Ballard & The Midnighters, eine sehr berühmte Rhythm & Bluesband. Der Clubowner hat sie bekniet: ,Dinah du bist eine großartige Klavierspielerin, mach das doch sonst hauen sie mir den Club zusammen’. Die Dinah sagt: ,No, open the window.’ Wir sand beim Window auße von der Kuchl, weil wir net durch das Haus gehen konnten, sonst hätten die uns sofort zusammengeschlagen. Wir sand weggefahren und am nächsten Tag haben wir getroffen den Hank Ballard am Golf von Mexiko und er erzählt, die haben den Club wirklich zerstückelt. Solche Sachen sind vorgekommen“. Dass sie nicht mehr vorkommen, daran hat er seinen Anteil. Marcus A. Woelfle |
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