Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Es war ein Abschiedskonzert. Pavel Liska verlässt die Ostdeutsche Galerie Regensburg als wissenschaftlicher Direktor. Als Abschiedstrio fanden sich Stefanski & Friends ein, oder wie Michael Scheiner in seiner Begrüßung sagte: Jost & Friends oder Manderscheid & Friends. Friends also allemal: Freunde, schöner Götterfunken, gewissermaßen. Zwei der drei haben in den letzten Jahren den Hessischen Jazzpreis erhalten (Ekkehard Jost, 2000 und Janusz Maria Stefanski, 2003) und Dieter Manderscheid ist ein Mann, der im Hintergrund die Fäden zieht. Ekkehard Jost besuchte zum Abschied seines langjährigen Freundes das erste Mal Regensburg. Premieren, Abschiede, neue Formationen. Alles Zutaten für ein feines Konzert. Wenn dann auch noch ein akustisch interessanter Raum wie der Grafik-Saal der Ostdeutschen Galerie hinzutritt, dann kann es elektrisierend werden – wurde es auch.
„Everything can happen“ hieß ein Stück und wenn nicht alles so doch einiges passierte tatsächlich. Das Programm mit Jost (Baritonsaxophon), Dieter Manderscheid (Bass) und Janusz Stefanski (Schlagzeug) bot Triokultur im besten Sinn mit Standards und Stücken aus der Feder Josts, die ihrerseits den Charakter von Standards einnehmen, mindestens „so“ klingen. „Zatopek“ von Jost war so eine Komposition bei dem Stefanski im feinsten Sinne das Schlagzeug führte, ganz zart und doch beherzt. Stefanski zeigte sich im Trio als Motor und eigensinniger Musiker im besten Sinne des Wortes. Sein Solo im Jost Stück „Green Fox“ wurde immer länger und überraschender, gerade so, als ob der Raum des Grafik-Saales perkussiv ausgelotet und ausgemessen werden müsste. Schlagzeugmusik wie von einer Fledermaus. Sein Spiel mit den akustischen Bedingungen des Raumes verlieh dem Trio eine ungeheure Tiefe. Aus dem Trio wurde eigentlich ein Quartett – der vierte Mitspieler war der Raum. Da war keine Spur von musikalischen Notlösungen zu spüren; das Spielerische war ins Ernste gewandt und umgekehrt. Zentral für das Konzert war dann vielleicht ein Stück von John Coltrane, „Living Space“. Eine lange Einleitung von Manderscheid, dessen Tonfarben von Äolstönen (flautando und sul ponticello) bis zum druckvollen Strich reichen mochte, dann der kraftvolle Klang des Baritonsaxophons zu einem Stück, welches von seiner Themenstruktur her zwischen Pressluft und Atemlassen pendelt. Diese innere Struktur fand ihre improvisatorische Kompensation: Während am Ende das Saxophon sich ausatmete, verstärkte das Schlagzeug den Klangdruck bei gleichzeitiger Verringerung der „Schlagdichte.“ Ein großer Moment an diesem Abend. Es war nicht der einzige. Das klingt jetzt vielleicht alles nach einem nur sehr ernsten und würdigen Abschiedskonzert. Das war es nicht. Ekkehard Jost zeigte sich auch als guter Moderator, der manchen Stücke seine ganz eigene sprachliche Note aufdrückte, von Maulwürfen anno 1973 genauso zu erzählen wusste, wie er auch gerne knapp freundlich gemeinte Publikumsbeleidigungen tangierte. Vom emeritierten Professor für Musikwissenschaft der Universität Gießen konnte man nichts ahnen. Vielmehr scheint es sogar so, dass dieses unspektakulär spektakuläre Auftreten ein Zeichen eines lange währenden Reifungsprozesses darstellt. So zurückgenommen und doch gleichzeitig konsequent habe ich Jost noch nie Saxophonspielen gehört. Ein schönes Abschiedskonzert für Pavel Liska und das Publikum. Martin Hufner |
|