Kultursponsoring ist in Zeiten leerer öffentlicher und unternehmerischer
Kassen heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Dass ein eher auf
musikalischen Mainstream und große Gewinne ausgelegtes Unternehmen
wie ein Media-Markt ein Randgebiet wie den Jazz unterstützt, ist
deshalb ganz erstaunlich und selten. In Regensburg passiert es trotzdem.
Seit über zehn Jahren sponsort der Großmarkt den Jazzclub im
Leeren Beutel und gemeinsam mit Passau und Straubing das Festival „Jazz
an der Donau“. Ursula Gaisa und Andreas Kolb sprachen mit Initiator
und Geschäftsführer Reinhard Weigl.
Jazzzeitung: Ihr Sponsoring ist mit den Jahren immer kontinuierlicher
geworden. Was sind Ihre Beweggründe?
Reinhard Weigl: Einzelne Konzerte oder Events zu sponsern, haben
wir herausgefunden, bringt nichts. Eine ständige Präsenz ist
wichtig, das bringt viel für unsere Jazzabteilung, denn die Leute
kommen letztendlich auch hierher, um sich das Sortiment einmal anzuschauen,
zu stöbern. Jazzleute sind Stöberer, sie wollen gucken, sich
kundig machen, was es Neues gibt. „Jazz an der Donau“ sponsern
wir, weil es einfach eines der wichtigsten und größten Festivals
im ostbayerischen Raum ist, und wir da einfach mit an Bord sein wollen.
Hier können wir viele Interessierte erreichen. Bei einem Rockkonzert
oder -Festival wie „Rock am Ring“ geht man in der Masse der
anderen Sponsoren unter.
Jazzzeitung: Im Vergleich zu Ihren weiteren Sponsoring-Aktivitäten,
welche Rolle spielt der Jazz?
Weigl: Hier vor Ort machen wir kein Sportsponsoring, sondern haben
uns ganz bewusst für den Jazz entschieden, weil es auch die Art von
Musik ist, die ich selber gerne höre. Und der angenehme Nebeneffekt
hier ist, wie gesagt dass wir hier als Sponsor auffallen.
Jazzzeitung: Der Media-Markt ist bekannt für harte Kalkulationen,
bringt Kultursponsoring denn dem Unternehmen etwas?
Weigl: Heutzutage darf man nicht immer nur auf das Hard-Selling
achten, sondern auch die so genannten weichen Faktoren. Um sich in die
Köpfe der Leute zu bringen, ist das ein gutes Mittel. Wir verkaufen
Musik, wir verkaufen Hardware, wir verkaufen die Software dazu, und warum
soll man sich also dann in diesen Kreisen der Musikinteressierten nicht
als Sponsor betätigen? Das hat keine caritativen Gründe, bitte
verstehen Sie das nicht falsch, sondern wir bewegen uns innerhalb unserer
potenziellen Kunden.
Jazzzeitung: „Jazz an der Donau“ sponsern Sie zusammen
mit anderen Partnern?
Weigl: Ja, ausgegangen ist diese Aktion vom Passauer Media-Markt,
damals durch die räumliche Nähe zu Vilshofen. Der Geschäftsführer
Karl Heitzer kannte „Jazz an der Donau“-Vorstand Heinz Huber.
Durch den Umzug nach Straubing vor drei Jahren hat es sich angeboten,
das Ganze auf breitere Beine zu stellen, der Finanzbedarf ist mit der
gestiegenen Größenordnung gewachsen. So hat man die drei Anrainer
Passau, Straubing und Regensburg zusammengenommen. Das Exklusive dabei
ist, dass wir die einzigen sind, die im Bühnenraum Werbung betreiben
können, ohne den Namen zu nennen: durch die Corporate-Identity-Pfeile,
-Schriften und -Farben weiß aber trotzdem jedes Kind, dass der Media-Markt
dahintersteckt und wir sind permanent im Sichtfeld des Auditoriums.
Jazzzeitung: Wird dieses Konzept bundesweit verwendet?
Weigl: Nein, das habe ich mir sozusagen selber geklaut, das Konzept
hatte ich zusammen mit der Werbeagentur „Profil“, Herrn Ferdinand
Schiller, für das Regensburger Jazzweekend entwickelt und dann einfach
nach Straubing transferiert.
Jazzzeitung: Zum Geschäft mit dem Jazz – Ihre Jazzabteilung
ist sehr gut sortiert –, wie sieht es mit denn mit den Verkaufszahlen
aus?
Weigl: Von den Stückzahlen her ist es nicht dramatisch, was
auf dieser Seite passiert. Der Umsatzanteil des Jazz im gesamten Entertainmentbereich
liegt bei circa einem Prozent. Das Sortiment ist aber wesentlich umfangreicher
als ein Prozent. Das muss aber sein, denn die Kunden möchten stöbern,
wie gesagt…
Jazzzeitung: Ein kurzes Schlusswort zum Thema „Jazzstadt
Regensburg“?
Weigl: Ich kann nur hoffen und wünschen, dass uns das Regensburger
Jazzweekend noch lange erhalten bleibt, denn das ist ein Konzept, das
wirklich förderungswürdig ist.
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