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Seit Jahrzehnten speist die Schweiz die Jazzwelt mit immer wieder bedeutenden Musikerinnen und Musikern. Von George Gruntz oder Irène Schweizer bis zu Lucas Niggli geht es quer durch die Generationen. Auch die großen Festivals, Montreux, Willisau oder Taktlos sind seit Jahren Ziel der Jazzenthusiasten Europas und Musiker aus aller Welt. Davon konnte man sich in Basel, Zürich und Schaffhausen Anfang Mai überzeugen. So bot das Taktlos Festival an jeweils drei Tagen im Gare Du Nord in Basel und in der Roten Fabrik in Zürich einen Blick in Elektronisches aus dem Norden, das Frauen Duo Fe-mail oder Daniel Skoglund mit DJ Olive. Larry Ochs war mit der Cellistin Peggy Lee zu hören wie auch Iain Bellamy mit der Gruppe Food. Auf vertrautem Terrain befand man sich am letzten Abend mit dem Frank Gratkowski Quartett, das seine kunstvollen und ausdrucksstarken freien Ausflüge präsentierte. Vor allem setzte Barry Guy mit einer neuen Auflage seines New Orchestra mit Herb Robertson, dem Schweizer Hans Koch, den Skandinaviern Mats Gustafson, Per Ake Holmlander und Raymond Strid, seinen langjährigen englischen Partnern Evan Parker und Paul Lytton, Johannes Bauer und dem neuen Pianisten Augusti Fernandéz ein besonderes Markenzeichen in der improvisierten Musik der Gegenwart in dem Spannungsfeld zwischen kunstvoller Komposition und kreativer Improvisation. Die vier Tage des zum 15. Mal stattfindenden Schaffhauser Jazzfestivals gab in der sehr funktionell und angenehm ausgestatteten ehemaligen Tuchfabrik mit Namen „Kammgarn“ einen intensiven Einblick ausschließlich in die aktuelle Schweizer Szene. Allein diese Beschränkung auf sich selbst, die schon viele Talente zu Tage gefördert hat, ist schon ein in Europa einzigartiger Vorgang, der zudem in Schaffhausen jeden Abend zu einem vollen Haus mit rund 500 Plätzen führte. Stilistisch legte man sich keine Zwänge auf, versuchte, einen interessanten Querschnitt durch das aktuelle Geschehen zu geben. Pierre Favre war zu hören mit dem aus vier Saxophonisten bestehenden Art Quartet und Michel Godard, einer Übertragung von musikalischen Strukturen der italienischen Renaissance und des frühen Barock in der Sprache der zeitgenössischen Kunst der Improvisation. Klassische Moderne gab es mit der seit langem in Zürich lebenden schwedischen Sängerin Marianne Racine und ihrem Quartett mit einem glänzend und virtuos aufgelegten Pianisten Christoph Stiefel, oder dem mitreißenden Trio des blinden Pianisten Moncef Genoud aus Genf. Sehr abstrakte freie Kommunikation boten die Pianistin Gabriela Friedli und die Posaunistin Priska Walss, die zum Schluss zur Begeisterung des Publikums noch zu dem Schweizer Ur-Instrument, dem Alphorn griff. Lucien Dubuis’ Crossover Trio zauberte wilden Hip Hop Jazz auf die Bühne mit Dubuis’ entfesselten freien Saxophon Orgien. Sehr sinfonisch und episch breit präsentierte sich das EBU (European Broadcasting Union) Jazz Orchestra, zum zweiten mal seit seiner Gründung in der Schweiz zu Gast, 17 Musiker zwischen 30 und 45 aus vielen europäischen Ländern. Viel europäische Rundfunk-Prominenz hatte sie in ihrem Schlepptau. Hans-Jürgen von Osterhausen |
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