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ein kleiner Skandal in Bonn um ein Jazzkonzert: Am 20. Juni spielte das Bundesjugendjazzorchester unter Peter Herbolzheimer eine von Anke Engelke moderierte Jazz-Gala namens „Mission Impossible“ zu Ehren des Filmkomponisten Lalo Schifrin. Der Komponist aus Buenos Aires wurde an diesem Tag mit dem „Internationalen Filmmusikpreis Bonn 2004” ausgezeichnet – kurioserweise gleich von zwei Institutionen: der Stadt Bonn und der Bundeskunsthalle Bonn. Letztere richtet dieses Jahr das letzte Mal die Filmmusikbiennale aus und besteht darauf, alleiniger Preisstifter zu sein. Es muss an der Wahlkampfstimmung in Bonn gelegen haben, dass sich die Bundesstadt mit diesem nicht alltäglichen Event kostenlos schmücken wollte.
Natürlich gilt der Publicity-Hunger der Kommune nicht dem Jazzer Schifrin, als der er durch die Mitwirkung des BuJazzO präsentiert wurde, sondern dem Weltstar. Aus der Sicht des Jazzzeitung-Redakteurs ist es jedoch erfreulich, wenn der eine oder andere interessierte Film-Fan durch die Gala-Veranstaltung der Bundeskulturhalle über die Jazzer-Vergangenheit dieses populären Komponisten, Arrangeurs und Pianisten aufgeklärt wird. Schließlich gibt es bei ihm zahlreiche Verbindungslinien zum modernen Jazz. Schifrin hatte drei Jahre mit Dizzy Gillespie in einer Band gespielt (1960–63) sowie anschließend mit Quincy Jones und Cannonball Adderley gearbeitet. Er kennt also die Live-Atmosphäre des Jazzclubs ebenso wie die Studioarbeit. Ob man den jungen Talenten des BuJazzO jetzt unbedingt den Karriereweg zum Filmmusikkomponisten nahe legen soll, ein Weg, der nicht allzu selten beim Verfertigen von Radiojingles und anderer akustischer Umweltverschmutzung endet, weiß ich nicht. Immerhin gibt es einen bekannten Ehemaligen des BuJazzO, der vorgemacht hat, wie man scheinbar mühelos guten Jazz, Kommerz und auch Filmmusik miteinander verbinden kann: Till Brönner, der erst vor wenigen Wochen den Soundtrack zu dem Tour de France-Kinofilm „Höllentour“ herausbrachte. Hier zeigt Brönner, was er alles kann – und das ist nicht wenig. Mir persönlich allerdings reicht guter Jazz. Andreas Kolb |
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