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Seit dem ersten größeren Auftritt – 1984 war das, zu legendären „Live aus dem Alabama“ Zeiten – ist das von dem Geiger Jörg Widmoser aus der Taufe gehobene Streichquartett aus München in der Musikwelt allenthalben hoch geachtet, gilt in Jazz- wie Klassikkreisen als erstklassige Adresse. Zum 20-jährigen Bühnenjubiläum erscheint nun eine ungewöhnliche CD: Unter dem Titel „Watermusic“ (upsolute music records UMR 112) versammeln Jörg Widmoser (Violine), Winfried Zrenner (Violine), Andreas Höricht (Viola) und Jost Hecker (Cello) Kompositionen und Inspirationen aus ganz verschiedenen Ecken der Musikgeschichte, um sie in jene swingende Bewegung zu versetzen, die in so besonderer Weise dem Wasser zu Eigen ist, demjenigen Element, dessen flexible Substanz immerhin 71% der Erdoberfläche bedeckt. Händels „Wassermusik“, Bachs „An Wasserflüssen Babylon“ und Miles Davis „All Blues“, Irving Berlins „How Deep Is The Ocean“ und Kurt Weills „My Ship“ stehen neben Jörg Widmosers „Wasserspiele“, Jost Heckers „Regen“ oder Andreas Hörichts „Der tropfende Wasserhahn“. Ein Konzeptalbum also, das Widmoser darum als „das wohl beste Album, das wir je gemacht haben“ bezeichnet. „Allein schon das klare Konzept, der Bezug der Musik zum alles übergreifenden ,Wasser’, verbindet die einzelnen Musikstücke zu einem homogenen Ganzen.“ Gelungen ist darüber hinaus eine spannende Synthese aus Klassik und Jazz, die beide Welten wie selbstverständlich miteinander verknüpft, nicht als verjazzte Klassik oder Jazz goes Klassik, sondern in kongruenter Folgerichtigkeit, zu der jeder der vier Streicher auch als Komponist und/oder Arrangeur das Seine beiträgt. Andreas Höricht sieht gerade darin eine Stärke der Produktion: „Alle Vier haben zu dem vorher vereinbarten Thema neue Stücke komponiert beziehungsweise arrangiert. Zum ersten Mal wurde auch mit klassischer Musik gearbeitet, und zwar nicht im Sinne von Arrangement, sondern eher von musikalischer Neuverpackung. Interessant ist für mich die völlig unterschiedliche Herangehensweise der Komponisten an das Problem, wie ich mit einer schon vorhandenen Komposition umgehe und sie weiterentwickle.“ So verwendet zum Beispiel Jost Hecker in „Regen“ als musikalische Folie den Mittelteil des „Regentropfen-Preludes“ von Frederic Chopin. Hecker: „Es geht mir in der Einleitung darum, eine streng geführte kanonische Welt im freitonalen Gewand mit der tiefen Melancholie Chopins zu verschmelzen und eine Improvisationsfläche daraus zu entwickeln, die nicht wie üblich durchläuft, sondern gleichsam durchbrochen ist.“ Und Winfried Zrenner, der in „La Mer/Remix“ eine upsolute groovende Version des Debussy-Klassikers vorlegt: „Ich wollte kein Streichquartett-Arrangement von diesem großen symphonischen Werk schreiben, sondern Motive, Rhythmen und Harmonien daraus frei verändern, weiterverarbeiten und vermischen, so dass etwas Eigenes, Neues dabei entsteht. Ich habe mir einfach die Stellen in La Mer ausgesucht, die einen tollen Groove haben und harmonisch dem Jazz sehr nahe sind. Themen und Motive habe ich anders phrasiert und leicht verändert, um sie zum swingen zu bringen. Diese Kompositionsbausteine habe ich dann neu zusammengewürfelt und weiterkomponiert, ich bin dabei respektlos respektvoll mit Debussy umgegangen.“ Natürlich ist auch jede Menge Unterhaltsames im Spiel. So bot bei Herbie Hancocks Cantaloupe Island nicht das Original die Vorlage, sondern die Version von US3. Freut sich Zrenner: „Hip Hop für Streichquartett.“ Tobias Böcker |
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