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Stuttgart, 21. November 2003 im Foyer der Sparda-Bank. Pianist und Komponist Wolfgang Dauner erhält die German Jazz Trophy für sein Lebenswerk überreicht und bedankt sich mit einem Konzert in ungewöhnlicher Besetzung: am Kontrabass „Mini“ Schulz, am Schlagzeug ein Popmusiker: Wolfgang Dauners Sohn Florian, kurz Flo.
Wolfgang Dauner hätte es gerne gesehen, wenn sein Sohn auch Pianist geworden wäre. Doch dessen Herz schlug für das Drumset. Im Alter von sechs Jahren begann Flo Dauner mit dem Trommeln, mit zwölf spielte er in der TV-Produktion „The Joghurts“ den Schlagzeuger in einer Kinderband. Erste Bühnenerfahrung kam durch die Teilnahme an B.A. Zimmermanns Oper „Die Soldaten“, in der Stuttgarter Inszenierung von 1987. Mit 18 zog er nach Berlin, arbeitete als Studiomusiker und 1992 ging der damals 21-Jährige für ein Jahr an die Berklee College of Music in Boston, USA. Vater Wolfgang Dauner akzeptierte inzwischen, dass sein Sohn musikalisch eigene Wege gehen wollte, dennoch blieben Bedenken. Insbesondere im Popbereich, so seine Sorge, sei das Angebot an Schlagzeugern groß – da muss man besondere Qualitäten vorweisen, um erfolgreich zu sein. Doch die scheint Flo zu haben: Der Durchbruch gelang dem jungen Dauner schon 1993: Seither spielt er mit den deutschen HipHop Stars „Die Fantastischen Vier“. Von 2002 an trommelt er für die NewJazzFormation „De-Phazz“ und seit Januar begleitet er Sarah Brightman auf ihrer „Harem World Tour“ 2004: das waren nicht weniger als 46 Auftritte in zweieinhalb Monaten. Solche Gewalttouren macht Wolfgang Dauner nicht mehr. Im Moment befindet er sich mit der Formation „Old Friends“ auf Amerikatournee („Old Friends“ sind: Klaus Doldinger, Eberhard Weber, Manfred Schoof und Wolfgang Haffner. Albert Mangelsdorff hat sich den Arm gebrochen und muss deshalb noch pausieren). In ihren musikalischen Vorlieben unterscheiden sich Vater und Sohn. Gemeinsam ist ihnen der nichtakademische Zugang zum Beruf Musiker. Die Ausgangslage des Vaters war jedoch eine völlig andere. Nach dem Krieg, Wolfgang Dauner war 1945 zehn Jahre alt, dachte man in Deutschland weniger in künstlerischen Kategorien, als in pragmatischen. Auf Wunsch seiner Pflegemutter schloss Wolfgang Dauner eine Lehre als Mechaniker in der Druckmaschinenfabrik Mailänder ab – mit Belobigung. Tagsüber arbeitete er, und abends spielte er im Ami-Club. Die Arbeit im „Bergwerk” – so nannte man damals diese Engagements, bei denen man von abends neun bis morgens vier im Keller, beziehungsweise Club, spielte – ermöglichte es Wolfgang Dauner jedoch, seinen bürgerlichen Beruf an den Nagel zu hängen: Er ging mit Zara Leander und Marikka Röck auf Tournee: aber als Trompeter und nicht als Pianist. Auf der Stuttgarter Musikhochschule hatte er Trompete als Hauptfach und Klavier nur als Nebenfach studiert. Als klassischer Klavierstudent wurde er aus Altersgründen nicht aufgenommen. Von Jazzstudiengängen war in den Fünfzigern natürlich noch keine Rede, damals musste Dauner seinen Beruf „Jazzpianist in Deutschland“ – nicht Entertainer oder Unterhaltungsmusiker wohlgemerkt – selbst erfinden. Mit Erfolg. Andreas Kolb |
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