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Der Null-Meridian geht bekanntlich durch London. Das mag der Grund sein, warum sich aus Sicht der Themse-Stadt die Welt gern ein wenig verzerrt. Im letzten Jahr zum Beispiel wurde in East London eine neue Jazz-Sensation entdeckt, genauer gesagt: „der aufregendste Sax-Star seit Courtney Pine und Denys Baptiste“. Ich denke, es sollte „der aufregendste britische Sax-Star“ heißen. Oder vielleicht: „der aufregendste südostenglische“. Es sei denn, ich war in der Woche, als etwa ein Denys Baptiste zu den internationalen Sax-Stars gerechnet wurde, gerade im Delirium. Kopfzerbrechen bereitet mir auch das Wort „der aufregendste“. Heißt das, es gab seit Courtney Pine sogar noch mehr Sax-Stars, womöglich auch ziemlich aufregende? Und ich frage mich, was Django Bates von dieser Wertung hält. Oder Mike Westbrook. Evan Parker. John Surman. Derek Bailey. Na ja, Plattenwerber haben ein kurzes Gedächtnis. Was nun unseren Sax-Star Soweto Kinch angeht, so ist das einzig Bemerkenswerte an ihm: Er kann Bop-Saxofon spielen UND rappen. Leider boppt er so Gummi-langweilig vor sich hin wie einst Christopher Hollyday, der aufregendste Sax-Star, der je gemacht wurde. Könnte er wenigstens GLEICHZEITIG blasen und rappen, das wäre ja noch was! Dann wäre er sogar der aufregendste Artisten-Star seit – Christopher Hollyday. Rainer Wein |
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