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Oscar Peterson: Meine Jazz-Odyssee, Hannibal Verlag, Höfen 2003, 368 Seiten. Einleitend sind auf sechs Seiten all die Menschen aufgelistet, die seine sechs Jahrzehnte währende Karriere begleitet haben. Voller Bewunderung und Respekt schreibt Oscar Peterson über Menschen, die ihm begegnet sind, Kollegen, die ihn begleitet haben. Seinem langjährigen Freund und Mentor, dem Produzenten Norman Granz, hat Peterson seine Autobiografie gewidmet. Sie ist, wie es treffend im Nachwort der jüngst erschienenen deutschen Ausgabe heißt, eine „persönliche Geschichte des Jazz, die von lebendigen Menschen handelt und nicht von abstrakten Kategorien und Prinzipien“. Selbstredend steht Petersons Werdegang im Mittelpunkt, werden die wichtigsten Stationen der Karriere skizziert. Ausführlich wird die Entwicklung des Trios in den fünfziger Jahren geschildert, wie an Barney Kessels Stelle Herb Ellis tritt, der entscheidend das Bandkonzept prägte. 1958 verlässt letzterer die Gruppe und die folgenden Jahrzehnte werden eher kursorisch abgehandelt. Doch Peterson ist der soziale und politische Hintergrund, der seine musikalische Entwicklung prägte, ebenso wichtig. Obwohl er stark unter dem allgegenwärtigen Rassismus zu leiden hatte, bezeichnet er sich explizit als „Neger“. Als bewusster „Neger“ kam er in Amerika an und spielte sich durch die Kunst des Jazz frei. Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit sind für Peterson hohe Werte. An ihnen orientiert sind die porträtartigen Skizzen von zahlreichen Jazzmusikern, die den Lebensweg des Pianisten kreuzten. Der Leser erfährt einiges über Lester Young, Coleman Hawkins, Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Buddy Rich, Roy Eldridge, Harry Edison, Stan Getz, Carmen McRae oder Anita O´Day. Begeistert ist Peterson von seiner Arbeit mit Joe Pass; die Begegnung mit Duke Ellington wirkte lange nach. Auch die Jahre bei der legendären Schwarzwälder Plattenfirma MPS werden erwähnt, ebenso die Tourneen mit Jazz at the Philharmonic und diverse Aufnahmesessions. Was Petersons Autobiografie „zu einem Musterbeispiel der Lebensgeschichte“, so Harald Justin im Nachwort, werden lässt, ist die abgrundtiefe Menschlichkeit. Ohne sich in den Vordergrund zu drängen, lässt der Star seine Mitmusiker zu Wort kommen. Sie sind für ihn mehr als Kollegen, Menschen eben. Mag manches anekdotisch ausfallen und bei allem Detailreichtum Lücken aufweisen und dem Ganzen den Blick verstellen, so überzeugt schließlich Petersons Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Seiner Jazz-Odyssee folgt man gern. Reiner Kobe |
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