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„It´s getting tropical – Es wird tropisch“, flachst der polyglotte Avantgarde-Jazz Bassist Drew Gress, als er die nasskalte Novembernacht draußen mit den schwülen Temperaturen im schmucken, geschmackvoll renovierten Nürnberger Jazzstudio vertauscht. Den gleichen Eindruck gewinnt Saxophonist und Bandleader Ravi Coltrane – smart im eleganten schwarzen Greg Osby-Anzug –, der fast lautlos hinter seinem Bassisten in den Jazzkeller schlüpft und hellwach für die besonderen klimatischen Verhältnisse sofort Mineralwasser für die Bühne ordert. Spätestens als Drew Gress die dampfenden Zuhörer und sich selbst auf dem Weg zur Bühne auf den satten zweiten Set mit dem süffigen Bonmot „Zurück in die Sauna“ einstimmt, ist längst klar, dass der 38-jährige Ravi Coltrane heute selbstbewusster spielt – und hörbar gereift ist seit seinem Franken-Debüt im alten Fürther Schlachthof in der Band Myra Melfords Anfang der 90er. Anders als seine aktuelle, standardlastige CD „Mad 6“ (Sony) erwarten ließ, spielt Coltrane vor allem Eigenkompositionen, so das luftig arrangierte und bedächtig prozessierende Stück „Narcine“ von seinem sträflich unter- schätzten Debüt-Album „Moving Pictures“ (1998). Wer zwischen Ravi und seinem berühmten Vater John Coltrane Parallelen sucht, wird nach diesem Abend wohl zuerst die ruhige Autorität nennen, mit der dieser elegante Stilist seine gar nicht effakthascherischen Soli mit viel Zeit für lange Spannungsbögen aufbaut. Doch die Entdeckung des Abends ist freilich ein Anderer: Der 32-jährige Venezolaner Luis Perdomo, ein Lyriker und rasender Schleuderer auf den Spuren der zwei wichtigsten Latin-Jazz Pianisten der Stunde: Danilo Pérez (zur Zeit bei Wayne Shorter!) und Gonzalo Rubalcaba. Reinhold Horn |
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