Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Unter dem Logo „Live at Ronnie Scott’s“ bringt in-akustik zwei DVDs mit Aufnahmen aus einem der bekanntesten Jazzclubs Europas auf den deutschen Markt. Beide waren auf CD beziehungsweise Video bereits früher publiziert, verdienen jedoch auf dem neuen Medium – trotz der in diesem Falle eher frugalen Ausstattung desselben – noch einmal alle Beachtung, allein schon auf Grund der Künstlerpersönlichkeiten, die in Konzert und Interview begegnen, vor allem aber vor dem Hintergrund der intimen Musikalität, die beiden Aufnahmen je auf ihre Art gemeinsam ist. Nina Simone gastierte 1984, zum 25. Jubiläum von Ronnie Scott’s, in dem Londoner Club, begleitet nur von Paul Robinson, einem Schlagzeuger, der – wie die Sängerin und Pianistin in einem zwischen die Songs gestreuten sensibel geführten Interview dankbar hervorhebt – „Musik macht, weil er sie liebt, und der wirklich zuhören kann“. Die vormalige „High Priestess of Soul“ präsentiert sich als reife, ernste, geläuterte Künstlerin, deren unbequeme Lieder im unspektakulär würdigen Gewand nur um so mehr unter die Haut gehen. Von „I Loves You Porgy“, dem Song, dessen Interpretation Nina Simone 1959 berühmt machte, über die politische Botschaft von „Mississippi Goddam“ und das skeptische „If You Knew“ bis hin zu einem dem Publikum fast trotzig gegebenen „My Baby Just Cares For Me“ reichen die dargebotenen 13 Songs. Die DVD schenkt eine eindringliche Erinnerungsstunde an die im April 2003 in Südfrankreich verstorbene Musikerin, deren Bedeutung weit über die Grenzen des Jazz hinaus reicht. Zwei Jahre nach Nina Simone gastierte mit Chet Baker eine weitere instrumental wie vokal gleichermaßen herausragende Ikone des Jazz im Herzen von Soho. Zwei Jahre vor seinem gewaltsamen Tod zeigte er sich im Trio mit Michel Grailler, p, und Riccardo del Fra, b, einmal mehr als hochgradig sensibles Genie des kleinen Formats, der kommunikative Transparenz mit seinem melancholischen Ton in perfekter Weise auszufüllen wusste. Der Einstieg mit Charlie Hadens „Ellen David“ könnte intimer kaum sein, in Standards wie „Just Friends“, „If I Should Loose You“, „My Ideal“ oder „Love For Sale“ präsentiert sich Baker als Meister kühler Tristesse. Sein wie nackter, zerbrechlich wirkender Gesang bildet eine wunderbare innere Einheit mit dem lyrisch entrückten Trompetenspiel. Als Gäste sind der irische Soul-Barde Van Morrison mit „Send In The Clowns“ und – in „The Very Thought Of You“, „ You Don’t Know What Love Is“ und „I’m A Fool To Want You“ – der in den 80ern schon hoch gelobte New-Wave-Sänger Elvis Costello mit von der Partie. Letzterer entdeckt ja gerade in diesen Tagen seinen zweiten Jazz-Frühling. Einen besseren Inspirator als Chet Baker hätte er nicht haben können. Tobias Böcker |
|