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Die Dietrich. Nur weniges bringt mich umwegloser auf die sprichwörtliche Palme, als wenn meine geliebte Oma vor den Familiennamen einer Künstlerin ein einfaches „die“ setzt und ihr damit den Status der Unantastbarkeit verleiht. Ein Relikt aus einer Zeit, in der Diven – im Gegensatz zur substanzlosen Überheblichkeit heutiger Sternchen à la Jennifer Lopez und Konsorten – noch ihre Existenzberechtigung hatten und das „die“ ein Gütesiegel war. So wie „die“ Dietrich, oder wie es vielleicht zeitlich universeller klingt, Marlene Dietrich. Eine Legende ihrer Zeit.
Und jetzt kommt Jazzsängerin Lisa Wahlandt und macht sich an dieses Erbe heran. Im Jahr 2003, einige Jährchen nach dem Ende des „Mythos Marlene“ also. Die Gefahr des Kitsch ist groß, was offenbar auch Wahlandt und ihre Begleiter, Beatbastler Gerwin Eisenhauer (dr, electronics) Walter Lang (p, rhodes) und Uli Zrenner (b) sowie – als Special Guest – Rüdiger Eisenhauer (g) erkannt haben und in der Regensburger Alten Mälze ihre aktuelle CD „Marlene“ als eine gänzlich neue Interpretation des altbekannten Themas präsentierten. Der Minimalismus professioneller Musiker gepaart mit der musikalischen Offenheit, für die der Begriff „Jazz“ überhaupt erst geschaffen ist, vermag es hier unter dem Strich einen unglaublich dichten und modernen (und doch angenehm schmeichelnden) Sound irgendwo zwischen Chanson und Drum’n’Bass zu erschaffen. Zentrales Element bleibt jedoch immer Lisa Wahlandts angenehm schnörkellose Stimme, die anregend hochnäsig und gleichzeitig zerbrechlich wirkt. „I love Paris“ kam wohl noch nie verruchter von den Lippen einer Frau, und „Sag mir wo die Blumen sind“ ist so wunderschön traurig, dass sich sogar einige Männer im Publikum beschämt kleine Tränen aus den Augen wischen müssen. Ich bin von Kopf bis Fuß auf Lisa eingestellt. Oder auch – und das ist an dieser Stelle das wohl größte Kompliment – „die Wahlandt“. Dieses Prädikat hat sie sich voll und ganz verdient! Sebastian Klug Aktuelle CD
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