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Es ist kalt, dunkel und neblig in Regensburg, aber im Jazzclub im Leeren Beutel geht an diesem 11. Dezember nochmal die Sonne auf. Dafür sorgt Thorsten Klentze mit seiner Gitarre und vier blendend aufgelegten Mitspielern. Der prominenteste unter ihnen: natürlich Charlie Mariano. In der Pause trifft man ihn unglaublich lässig mit seiner Zigarre im Foyer stehend: dieser Mann kann noch keine 80 sein! Wer ihn beim Spielen beobachtet, bemerkt eine Konzentration und Agilität, die manch anderem alternden Jazzer zu wünschen wäre. Mit dem „Chauffeur“ und „Good to see you“ eröffnet das Quintett den Abend und Klentze zaubert mit vielseitigen Swing-, Flamenco- und Bossarhythmen warme Gute-Laune-Atmosphäre. Die Perkussionistin Marika Falk wird von Sascha Gotowschtikow vertreten, der sich nach ein, zwei Stücken gut in das eingespielte Ensemble eingefügt und -gegroovt hat. Mit Jost Hecker besitzt das Quintett einen ausdrucksstarken Cellisten, der dem Konzert mit Kompositionen wie „Bremsflüssigkeit“ und nicht zuletzt seiner atemberaubenden Mimik angenehme Würze verleiht. Er zeigt wie exzellent das Cello im Jazz einsetzbar ist, indem er es bassartig zupft. Ein Ohrenschmaus sind die gemeinsamen Passagen von Altmeister Charlie Mariano und Roger Janotta (Saxophon, Bassklarinette, Querflöte, Oboe), die in ihrem Zusammenspiel unisono oder polyphon mit außerordentlichem Feingefühl aufeinander eingehen. Dem Zuhörer jagt an diesen Stellen tatsächlich die vielbeschriebene Gänsehaut über den Rücken. Für die Münchener Kammerspiele hat der aus Albuquerque stammende Multiinstrumentalist Janotta seinen „Faust“ komponiert: mit „Gretchens Stube“ war ein Ausschnitt daraus zu hören. Ebenfalls ein Arrangement aus Klassik- und Jazzelementen: das Thema über ein Präludium von Bach, mit dem das Quintett bereits im Birdland Jazzclub bei den Neuerburger Barockkonzerten auftrat. Den Mitgliedern dieser Gruppe gelang es an diesem Abend, ihren Individualitäten treu zu bleiben und doch mit beneidenswerter Unbeschwertheit wirklich zusammenzuspielen. Die Musik konnte deshalb an erster Stelle stehen, weil keiner der fünf es nötig hatte, die anderen mit übertrieben virtuosen Soli zu übertrumpfen. Meine persönlichen Konzert-Highlights waren die packenden Mariano-Stücke „Sleep my love“ und „Three leaves“. Wieviel Charme und Spielfreude der junggebliebene Jubilar verströmt, brachte Thorsten Klentze treffend zum Ausdruck: „I want to be moved and touched by music – at best to tears. Charlie Mariono can do that to me“. Anne Thomas |
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