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Er gehört schon lange zu den Großen seiner Zunft, Monty Alexander. Ich erlebte ihn 1974 in Villingen – wo Hans Georg Brunner-Schwer für MPS ihn mit Eberhard Weber (b), Kenny Clare (dr) und seinem alten Jamaika-Freund Ernest Ranglin (g) aufnahm – , später immer wieder, wenn er in erreichbarer Nähe auftrat. Seine neueste CD widmet er in nostalgischem Rückblick den Triobesetzungen, in denen er mitwirkte: 19651 mit Victor Gaskin (b) und Paul Humphries (dr), 19712 mit Senator Eugene J. Wright (b) und Bobby Durham (dr), 19763 mit John Clayton (b) und Jeff Hamilton (dr), 19784 mit Andy Simpkins (b) und Frank Gant (dr), 19805 mit Ray Brown (b) und wieder Jeff Hamilton (dr). Hier sind Hassan Shakur (b) und Mark Taylor (dr) seine Partner – beides alte Freunde. Monty besinnt sich wieder auf seine Anfänge und auf seine Vorbilder. Die Aufnahme beginnt mit „Blue Rhapsody“, einer eigenen Bearbeitung der Gershwin-Komposition. Es folgt „En Aranjuez con tu amor“, eine herrliche Paraphrase über Rodrigos Gitarrenkonzert als Hommage an die „Sketches from Spain“, mit denen Miles Davis dieses Stück dem Jazzpublikum bekannt machte. Zwei „Duke Reflections“ schließen sich an: „Come Sunday/David Danced“ – Mahalia Jackson sang dieses Gebet für Duke Ellington, Mark Taylor lässt seine Trommelschlegel tanzen – und „Creole Love Call“, wo Louisiana-Liebeskummer unter Montys Fingern Tränen vergießt. Dann feiert er seine karibische Heimat: Jamaica mit einem Calypso-„Accompong“, Guadeloupe mit „Pointe-A-Pitre“, einer leise swingenden Folklore-Melodie, und die Bahamas mit „Eleuthra“, einem Stück, das wie eine sanfte Windbrise die Haut streichelt. Mit „Jumpin` at Capitol“, „It’s Only a Paper Moon“ und „Body and Soul“ erweist er Nat „King“ Cole seine Reverenz, den er mit zwölf Jahren in seiner jamaikanischen Heimatstadt Kingston live erlebte; John Pizzarellis prächtiges Gitarrenspiel verwandelt in diesen drei Stücken das Trio in ein Quartett. Krönender Abschluss bildet mit „I’m an Old Cowhand“ ein Western-Hit von Johnny Mercer, den einst Bing Crosby bekannt machte, der mit Ray Brown, Shelly Manne und Sonny Rollins später ein Dauerbrenner wurde und in dessen Chorussen Monty überraschend Zitate jener MPS-Session aufleuchten lässt, die ich vor dreißig Jahren live erlebte. Eine Stunde nostalgischer Klaviertrio-Jazz spiegelt die lange Entwicklung dieses Klaviertalents wieder und breitet die reiche Farbenpalette seiner vollendet beherrschten Kunst vor uns aus, welche die Einflüsse seiner vielen Vorbilder – Fats Waller, Art Tatum, Ahmad Jamal, Eddie Heywood, Erroll Garner, Oscar Peterson (in den 70ern auch ein großer MPS-Star, der Monty eigentlich erst entdeckt hat), George Shearing, Les McCann, Wynton Kelly und andere – „zu einem eigenen Stil destillierte“, wie es einmal Derek Jewells von der Londoner Sunday Times formulierte, ihn also nicht als Eklektiker oder Nachahmer, sondern als unverwechselbar eigenständigen Jazzpianisten erkennbar und erlebbar macht. Monty Alexander sagte mir damals, er wolle mit seiner Musik echte, unverfälschte, untergründige Lebensfreude vermitteln -– Wörter wie „Joy“ und „Happiness“ kehrten im Gespräch immer wieder. Seine Musik hat sich in den letzten Dezennien zwar etwas von dieser Leichtigkeit entfernt, hat Mainstream-Einflüsse aufgegriffen und ist dadurch sperriger geworden, aber mit dieser Erinnerungs-Aufnahme kehrt er zum alten Ideal zurück. Diese Musik wärmt wieder das Herz und lässt mit seiner Vergangenheit auch die eigene wiederfinden – eine ergreifend schöne nostalgische Hommage an sich und von ihm selbst in brillanter Aufnahmetechnik auf die Silberscheibe gebannt... Diether Steppuhn Monty Alexander Trio, Impressions in Blue; Monty Alexander (p), Hassan
Shakur (b), Mark Tylor (dr), John Pizzarelli (g) (2002)
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