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Jazzzeitung
2006/06 ::: seite 17
rezensionen
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Joe Viera: Beim Brunnwart (Jazz-Zwiefacher for Saxophone Quintet/AATTB),
advance music, Partitur + Einzelstimmen, circa 17,95 Euro
Der „Brunnwart“ ist eine in der Region München beliebte
Traditionswirtschaft am Rande des Englischen Gartens, in der auch Live-Musik
zu hören ist. Dieser Einrichtung hat Joe Viera nun in der witzig-intelligenten
Verbindung zweier musikalischer Traditionen einen Jazz-Zwiefachen gewidmet.
Definition und Intention liefert der in München geborene Komponist
(und Arrangeur, Dozent und Autor) gleich selbst: „Der Zwiefache
ist der einzige bayerische/österreichische Volkstanz mit einem
ständigen Metrumwechsel [3/4 und 2/4]. Wichtig bei diesem Stück
ist, dass der rhythmische Fluß, der vor allem durch das Baritonsaxophon
und die beiden Tenorsaxophone bestimmt wird, nie nachlässt. Das
Tänzerische muß immer spürbar sein. Für das Spiel
sind Jazzklang und -phrasierung wesentlich. Das Ganze ist spielerisch
nicht schwer, erfordert aber präzises, waches Zusammenspiel und
Gespür für Akzente. Der Metrumwechsel durchzieht alle Formteile,
ob nun Bariton und Mittelstimmen ein hm-ta-ta-Gerüst für die
Oberstimmen liefern oder alle fünf Partien parallel geführt
werden. Man freut sich außerdem an stabilem Papier, das Notizen
verträgt, und an Solostimmen, die auf drei Seiten ausklappbar sind,
so dass zur Aufführung kein lästiges Kleben oder Blättern
nötig ist. Erdig, stabil, jazzig belebt – „Die Musik
ist fröhlich …“
Mike Mower: Doing Time (Ten Flute Pie-
ces to Set your Fingers Free), Itchy Fingers Publications, 17 Seiten,
mit CD (61 Minuten), 25,50 Euro
Ein übe-intensiver Workout in Sachen Technik, Rhythmus und stilistischen
Einflüssen. Jedes der zehn Stücke verfolgt ein bestimmtes
Ziel, hat einen eigenen Stil und ist nur für fortgeschrittene Flötisten
empfehlenswert. Ohne dynamische Angaben, dafür mit Akkordsymbolen
für eine eventuelle Begleitung oder Improvisation für Cracks.
Der Flötist Mower hat sich nach einer zunächst klassischen
Ausbildung einen Namen als Jazz-Flötist und -Komponist gemacht,
kennt also die technisch-musikalisch-psychologischen Herausforderungen
beider Seiten. Die CD dazu mit Band, sehr versiert eingespielt, bringt
jeden Titel sogar dreimal (jeweils als Demo sowie als langsames und
schnelles Play-along) – es swingt, hat Drive, ist zum Teil jedoch
atemberaubend schwer und schnell. Wer dem nicht sofort folgen kann,
der hat mit Sicherheit ein Übungsziel vor Augen – „…
set your fingers free …“ Trotzdem empfiehlt der Komponist
im Vorwort: „Play in time and have fun!“ Mehr auch unter
www.itchyfingers.com.
Ed Friedland: Reggae Bass (aus der Reihe “Bass Builders”),
Hal Leonard/de Haske, 31 Seiten, mit CD (35 Minuten), 18,95 Euro
Keine wissenschaftliche Aufarbeitung der Reggae-Thematik (Wurzeln,
Techniken, Musiker, Begriffsklärung), dafür ein musikalisch
überzeugender Versuch, Bassisten mit dem mitreißenden Thema
Reggae zu infizieren. Im Heft dominieren Noten (in Standard- und Tabulaturnotation),
nachdem das verbale Vorgeplänkel sich v.a. mit einem Vorwort (stilistisch-historische
Fragen), einer Einleitung (Blick durch die Jahrzehnte), einer Intro
(Riddims), der CD, dem Autor und Spieltipps (laid-back etc.) befasst
hat. In „Reggae Bass“ werden keine Songs erarbeitet, sondern
Basstechniken, Rhythmen, Fundamente, Linien, quer durch Reggae und jamaikanische
Bass-Stilarten: Ska, Rock Steady, Dancehall und so weiter. Die CD (mit
Klicks und Stimmton, zweikanalig aufgenommen) macht das Ganze spannend
hörbar. Sie wurde von amerikanischen Reggae-Musikern eingespielt:
Xavier Marquez (git), Scott Anderson (keyb), Carl Cherry (dr) und dazu
Ed Friedland (b). Gutes Reggae-Feeling!
Hans Westermeier: Picking Basics Band 2, Acoustic Music Books, 78 Seiten,
mit CD (53 Minuten), 20,50 Euro
Eine Einführung in die Spieltechnik der Fingerpicking-/Fingerstyle-Gitarre.
Das Heft baut (wie auch Teil 1) auf den „Picking Basics“-Workshops
der Zeitschrift „Akustik Gitarre“ auf und beschäftigt
sich mit alternativen Bassführungsformen, Klassik-Basic Patterns
und ihren Variationen, alternativen und offenen Stimmungen und Fingerpicking-Stücken
bekannter Gitarristen. (Kein Druckfehler: Das Inhaltsverzeichnis beginnt
deshalb mit Punkt 7 als Fortsetzung.) Kurze textliche Anmerkungen, vereinzelte
Schwarz-Weiß-Fotos von Gitarristen sowie Literaturhinweise runden
das Heft ab, dessen Übungen, Patterns und Studien groß gesetzt
und auch in größerer Entfernung zum Notenständer sehr
gut lesbar sind. Eher für Fortgeschrittene, aber mit etwas Spielfreude
und Vorkenntnissen auch schon früher verwendbar. Die CD (mit Klicks)
macht Lust zu üben, klingt ganz nah dran und bietet neben Westermeier
unter anderem auch von Größen wie Stotzem oder Finger eingespielte
Titel.
Monika Krämer |