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Nach gut einer halben Stunde Beratungszeit gab der Juryvorsitzende und Leiter des Bayerischen Jazzinstituts in Regensburg, Richard Wiedamann, die Entscheidung der Jury im Rahmen des diesjährigen „New Generation“-Wettbewerbs bekannt. Zusammen mit Thomas Anleitner von der Straubinger Musikschule „Papagena“, dem Big Band-Leiter und Musiklehrer Bert Umminger, dem Musiker und Dozenten Gunther Conrad, dem Produzenten Volker Dueck von „Double Moon Records“ sowie dem Musiker und Dozenten Norbert Ziegler und der Sängerin und Dozentin Claudia Salkovic hatte Wiedamann sich für das aus dem vorarlberger Koblach angereiste Trio „Helbock – Dietrich – Vogel“ entschieden. Dieser Entscheidung kann man voll und ganz zustimmen. Denn die drei Österreicher bewiesen im Rahmen des nun sechsten „New Generation“-Nachwuchswettbewerbs im Straubinger „Alten Schlachthof“, dass sie zur Crème de la crème des kreativen Nachwuchsjazz gehören. Die Eigenkompositionen des Pianisten David Helbock sind derart innovativ und kreativ gestaltet und mit einer derartigen Originalität ausgestattet, dass der Jury eigentlich keine Wahl blieb, wollte sie nicht an ihrer Kompetenz zweifeln lassen. So vernahm man am Samstag abend von Helbock, seinem Kontrabassisten
Lucas Vincent Dietrich und seinem Schlagzeuger Marc Vogel einen kammermusikalischen
Jazz, der sich stilistisch in keine der gängigen Schubladen pressen
lässt und durch seine collagenhaftigkeit und stilistische Vielfalt
eine erfrischende Unkonventionalität von ganz seltenem Rang aufweist. In den oft collagenartig ausgeprägten Strukturen entwickelt die Formation eine ganz eigene Art, mit dieser kammermusikalischen und minimalistischen Besetzung umzugehen. Der Reiz des Trios liegt auch im Gegenüberstellen von akademisch durchkomponierten Passagen mit völlig freien Kollektiv-Improvisationen. In letzteren erlebte das Publikum eine Bühnenkommunikation der ganz großen Klasse. Aber auch die anderen fünf Endausscheidungs-Formationen bestachen durch ein enorm hohes musikalisches Niveau, was aber auch nicht sonderlich verwundert, wurden sie doch unter insgesamt 66 am Wettbewerb teilnehmenden Bands ausgewählt. So bot das Kölner „Benjamin Schaefer Trio“ ebenfalls einen sehr kreativen kammermusikalischen Jazz von hoher Reife. Die Münchner Formation „Etna“ die den zweitägigen Wettbewerb im „Alten Schlachthof“ am Freitag abend eröffnete, präsentierte in den Eigenkompositionen Gitarrenklänge, die auf angenehme Weise an Pat Metheny erinnerten oder einen innovativ groovigen 11/8el Takt, der auch den Reiz des Unkonventionellen barg. Kreatives bot auch die Amsterdamer Band „Jazzest“, wenngleich die elektronischen Effekte des Gitarristen in der Nummer „Angel Eyes“ doch etwas zu aufdringlich wirkten. Selten zu hörendes gab es am Samstag vom Leipziger Duo „Knoche – Brüggemann“, in dessen Nummern der Sänger Matthias Knoche seinen Klavierpartner mit vokalistischen Tönen unterstützte, die vom balladesken Jazzgesang über das Imitieren von Bass-Walking-Lines bis hin zum fesselnden Scat und zu experimentellen perkussiv-Klängen reichten. Ein besonderes Lob verdient die abschließend auftretende siebenköpfige „Baby Jazz Band“, deren in Portugal lebende Mitglieder im Alter von 15 bis 23 Jahren bereits eine außerordentliche Reife in Bezug auf die Kompositionen und die musikalische Persönlichkeit auf die Bühne brachten. Humorvoll und informativ moderiert wurde die Veranstaltung einmal mehr von Roland Spiegel vom Bayerischen Rundfunk, der wieder alle Beiträge aufzeichnete. So boten die beiden Abende vor ausverkauftem Haus – wie schon im letzten Jahr – auch heuer wieder ein rundherum beeindruckendes Jazzerlebnis. Zu hören waren Ausschnitte der beiden Konzerte übrigens im Hörfunkprogramm B 2 am Samstag, 13. Mai, von 0.05 Uhr bis 2 Uhr. Die Siegerformation wird dann am Samstag, 15. Juli, im Rahmen des Festivals „Jazz an der Donau“ im Jazz-Zelt am Hagen live zu erleben sein. Stefan Rimek |
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